Zuletzt aktualisiert am 26. Februar 2020 um 21:37
Zu den am häufigsten verbreiteten Medikamenten gehören schmerzlindernde Mittel. Diese können Sie je nach Medikament und Dosierung rezeptfrei oder rezeptpflichtig in einer Apotheke erwerben. Analgetika, umgangssprachlich Schmerzmittel, sind Medikamente, die eine symptomatische Schmerzreduktion hervorrufen um Ihnen bei verschiedenen Erkrankungen und Gebrechen Linderung zu verschaffen. Sie werden wie bei akuten, so auch bei chronischen Schmerzen verabreicht.
Analgetika finden bei den meisten Autoimmunerkrankungen Verwendung, bei Erkrankungen wie z. B. Multiple Sklerose oder Morbus Bechterew werden sie über viele Jahre eingenommen. Neben der Schmerzreduktion haben einige Schmerzmittel auch eine antipyretische (fiebersenkende) sowie eine antiphlogistische (entzündungshemmende) Wirkung.
Wie wirken Schmerzmittel?
Das Schmerzempfinden wird in Ihrem Gehirn ausgelöst, wenn der Botenstoff Prostaglandin durch das COX Enzym gebildet wird und sich an die Schmerzrezeptoren bindet. Zur Behandlung dieser Schmerzen gibt es zwei Arten Pharmazeutika. Nichtopioide Analgetika haben die Eigenschaft, COX-Enzyme zu blockieren und damit das Schmerzsignal zu verhindern. Opioide Schmerzmittel hingegen binden sich direkt an die Opioid-Rezeptoren im zentralen Nervensystem und wirken betäubend und berauschend.
Welche Gruppen von Schmerzmittel gibt es und was bewirken sie?
Acetanilide
Paracetamol ist das bekannteste Beispiel der Acetanilide. Das Analgetikum wird meist bei leichteren, akuten Schmerzen eingesetzt, wie z. B. Kopfschmerzen, Bauchschmerzen oder leichten Verletzungen. Die Mittel haben keine entzündungshemmende Wirkung.
NSAR
Nichtsteroidale Entzündungshemmer sind z. B. Diclofenac. Dieses wirkt nicht nur analgetisch, sondern auch antiphlogistisch und antipyretisch, wodurch es bei vielen Indikationen eingesetzt werden. NSAR-Medikamente werden wie bei chronischen, so auch akuten Schmerzen eingesetzt.
Opioide
Zu Opioiden zählen unter anderem Morphin, Codein oder Methadon. Diese werden zur Linderung von massiven Schmerzsyndromen, bei chronischen Erkrankungen oder auch bei letalen Indikationen eingesetzt. Opioide wirken betäubend, hemmend und berauschend, wirken sich auf die Psyche und das Bewusstsein aus und sind suchterzeugend.
Pyrazolone
Zu der Gruppe der Pyrazalone gehört Metamizol. Das Mittel hat schmerzlindernde und fiebersenkende Eigenschaften, wird aber hauptsächlich aufgrund der krampflösenden Wirkung eingesetzt.
Cannabinoide
Cannabinoide sind THC sowie Cannabis. Diese Mittel haben eine euphorisierende, schmerzlindernde und krampflösende Eigenschaft, weshalb sie beispielweise zur Behandlung von Multipler Sklerose eingesetzt werden.
Antiepileptika und Psychopharmaka
Diese Medikamente werden auch Co-Analgetika genannt, da der schmerzlösende Faktor nicht im Vordergrund steht und die Medikamente zur Behandlung anderer Indikationen eingesetzt werden.
Phytopharmaka
Unter Phytopharmaka versteht man pflanzliche Medikamente, im Bereich der Analgetika findet z. B. Weidenrinde, Johanniskraut oder Teufelskralle Verwendung.
Schmerzmittel und ihre Vor- und Nachteile
Schmerzlindernde Medikamente haben einen festen und wichtigen Platz in der Behandlung von chronischen Erkrankungen. Mit den reduzierten Schmerzen steigt Ihre Lebensqualität und eine gelegentliche, symptomatische Einnahme muss nicht ärztlich begleitet werden. Dabei sollten Sie dennoch die möglichen Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten beachten.
Eine langfristige Einnahme über Jahre oder gar Analgetikaabusus (Missbrauch von Schmerzmitteln) kann zu Schäden in verschiedenen Organsystemen führen. Am häufigsten betroffen ist die Niere. Die durch jahrelange Schmerzmitteleinnahme verursachte Analgetikanephropathie ist eine Nierenentzündung, die im schlimmsten Fall zu Nierenversagen führen kann. Besonders häufig betroffen sind Frauen. Vor allem in Kombination mit anderen Präparaten sind die Nieren als ein entgiftendes Organ schnell belastet.
Die Nierenentzündung mit Folgeschäden kann sich durch Pausen und Reduktion des Medikamentes vermeiden lassen. Patienten, die auf eine dauerhafte Schmerzmittelmedikation angewiesen sind, können je nach Möglichkeit und in Absprache mit dem behandelnden Arzt Einnahmepausen einlegen, die Dosis möglichst geringhalten oder das Medikament nur bei Bedarf anwenden.
Bei längerer Einnahme von nicht-steroidalen Schmerzmitteln, besonders Ibuprofen und Aspirin, kann es durch die stark entzündungshemmende und blutverdünnende Wirkung zu Schädigungen im Darm kommen. Wenn die Einnahme dauerhaft und in hohem Maße erfolgt, kann es dadurch zu einem Leaky Gut Syndrom – einer löchrigen Darmwand – kommen.
Bekannte Präparate in der Schmerzbehandlung
Paracetamol
Paracetamol ist ein tendenziell leichtes Schmerzmittel, dadurch auch in Kombination mit vielen anderen Medikamenten bei einer symptomatischen Behandlung einsetzbar. Das Analgetikum ist arm an Nebenwirkungen, bei starken Schmerzen jedoch kann es zu einer Überdosierung kommen.
Eine Überdosierung kann zu schweren Leberschäden führen. Eine gleichzeitige Einnahme mit krampflösenden Pharmazeutika ist ebenso gefährlich und kann die Leber schädigen.
Ibuprofen
Ibuprofen ist eins der am häufigsten verwendeten Medikamente weltweit und ist ebenfalls gut verträglich. Durch die entzündungshemmende Wirkung findet Ibuprofen auch bei chronisch-entzündlichen Autoimmunerkrankungen temporär begrenzte Verwendung. Zu den Nebenwirkungen des Medikamentes gehört der Einfluss auf die Psyche, manche Patienten erleiden dadurch depressive Schübe. Vor allem, wenn Depressionen bereits ein Bestandteil des Krankheitsbildes sind, sollte man eventuelle Veränderungen bei der Einnahme genau beobachten.
ASS
Aspirin ist ein Analgetikum und ein Blutverdünner und wird häufig bei Kopfschmerzen angewendet. Ebenso findet Aspirin Verwendung bei der Behandlung von Erkältungen, bei Thrombosegefahr oder anderen Leides des Herz-Kreislauf-System.
Gefährlich kann die Einnahme von Aspirin in der Schwangerschaft werden. Durch das Medikament kann es zur Schädigung des Gehirns des Ungeborenen kommen. Aktuell wird zwar die Einnahme von ASS in der Schwangerschaft nicht grundsätzlich untersagt, sollte aber nicht das Mittel der ersten Wahl sein.
Diclofenac
Diclofenac ist ein NSAR und wird dadurch häufig zur Hemmung von akuten Entzündungen verwendet. Das Medikament bietet eine wertvolle Alternative, wenn Ibuprofen nicht vertragen wird. Das Analgetikum kann wie bei akuten Beschwerden, so auch bei chronischen Erkrankungen eingesetzt werden.
Nachteilig sind aber Probleme, die Diclofenac im Verdauungstrakt auslösen kann. Dazu gehören Appetitlosigkeit, Übelkeit, Durchfälle und Magenschmerzen. Auch die Gefahr von Magengeschwüren bis hin zum Magendurchbruch ist erhöht. Bei Erkrankungen wie Colitis Ulcerosa oder Morbus Crohn sollte Diclofenac nicht eingenommen werden.
Novaminsulfon
Das Medikament aus der Gruppe der Pyrazolone ist rezeptpflichtig und gehört zu stärkeren Schmerzmitteln. Zu dem Wirkstoff Metamizol greifen Ärzte häufig erst, wenn rezeptfreie Schmerzmittel keine Wirkung zeigen.
Die Nebenwirkungen des Medikaments können stark ausfallen, daher sollte man die Einnahme stets mit dem behandelnden Arzt abstimmen. Vor allem für Menschen mit einer geschwächten körperlichen Verfassung kann die Nebenwirkung Blutdruckabfall gefährlich sein. Es kann zu Schwächeanfällen bis hin zu Bewusstseinsverlust kommen.
Alternativen zu Schmerzmitteln: So können Sie Schmerzen reduzieren
Schmerzempfinden wird im zentralen Nervensystem ausgelöst und ist nicht unerheblich an Ihre Psyche gekoppelt. Mit einfachen, alltäglichen Tipps können Sie das eigene Schmerzempfinden beeinflussen oder die Schmerzen sogar langfristig senken.
Schmerzen sind lediglich ein Warnsignal Ihres Körpers als eine Reaktion auf fehlerhafte Prozesse, Entzündungen, Verletzungen und Funktionseinschränkungen. Ebenfalls entstehen Schmerzen durch das Fehlen von wichtigen Rahmenbedingungen für ein funktionierendes Körpersystem.
Da alle Medikamente dauerhaft einen Einfluss auf den Körper haben (z. B. Ablagerungen der Giftstoffe in den Organen und Gewebe) und Nebenwirkungen mitbringen, ist es sinnvoll, die Dosis möglichst zu reduzieren und die Abhängigkeit von der dauerhaften Einnahme aufbrechen. Vor allem bei chronischen Erkrankungen ist die Belastung auf die Organsysteme enorm hoch und es ist sinnvoll, so wenig wie möglich den Organismus mit Toxinen zu belasten.
Bewusste Stressreduktion und Entspannung
Schmerz kann als ein reines Stresssymptom entstehen, da es auch ein simples Unwohlsein zum Ausdruck bringt. Durch eine gezielte Entspannung können Schmerzen positiv beeinflusst werden. Durch Stress bedingte Schmerzen sind häufig Kopfschmerzen, Leiden im Bewegungsapparat aber auch Bauchschmerzen und Verdauungsbeschwerden.
Es gibt sehr viele Techniken, mit den Sie sich entspannen können. Häufig genügt ein Spaziergang, Zeit mit Tieren, ruhige Musik oder Anwendungen wie Massagen. Für eine dauerhafte Schmerzreduktion ist eine Psychohygiene wichtig. Hilfreich können autogenes Training, Meditation, Yoga, progressive Muskelrelaxation oder Traumreisen sein. Ebenfalls eine hilfreiche Technik für Schmerzreduktion ist die Emotional Körpertherapie.
Erholsame Nächte und genügend Schlaf
Schlafmangel löst eine Stressreaktion im Körper aus, wodurch es ebenfalls zu lokalen oder undefinierten Schmerzen kommen kann. Ausreichend Schlaf und Ruhe hilf, sich zu entspannen und das Schmerzempfinden zu reduzieren. Für einen erholsamen Schlaf sollten alle Störfaktoren beseitigt werden sowie eine ausreichende Frischluftzufuhr gesichert werden. Gehen Sie möglichst ins Bett, wenn Sie müde werden und geben Sie dem Körper ausreichend Zeit runterzufahren. Vor allem Menschen, die an Schlafstörungen leiden, neigen dazu sich selbst unter Druck zu setzen. Gehen Sie besser eine halbe Stunde früher ins Bett um ohne Druck die Ruhe zu finden.
Ausreichende Versorgung mit Flüssigkeit
Flüssigkeitsmangel verursacht Kopfschmerzen, Müdigkeit und Konzentrationsstörungen, ebenso können Bauchschmerzen auftreten. Trinken Sie ausreichend Wasser, am besten ohne Kohlensäure. Es ist empfehlenswert, pro 20kg Körpergewicht mindestens 0,8 Liter Wasser zu trinken, soweit keine Nierenprobleme vorliegen.
Gesundes, bewusstes Essen
Mit der Ernährung kann sehr viel bewirkt werden, wenn es um Schmerzmanagement geht. An erster Stelle sollen gesunde, zum Organismus passende Lebensmittel gewählt werden, die Sie gut vertragen und die reich an Vitaminen und Nährstoffen sind. Mangelernährung, insbesondere das Fehlen von Vitaminen und Spurenelementen, verursacht Störungen in den Organsystemen. So kommt es z. B. häufig zu Kopfschmerzen bei Eisenmangel. Schmerzen im Abdomen sind in den meisten Fällen durch eine minderwertige oder fehlerhafte Ernährung bedingt.
Suchen Sie sich Lebensmittel raus, mit den Sie sich wohlfühlen und genießen Sie das Essen. Auch der psychische Aspekt bei der Aufnahme von Nahrung wirkt sich auf das allgemeine Befinden aus.
Im Übrigen sind einige pflanzliche Lebensmittel analgetisch. Dazu gehören unter anderem Kräuter wie Pfefferminze oder Salbei.
Wohltuende Bewegung
Körperliche Aktivität ist das beste Rezept, um Schmerzen zu lösen. Dabei kann es sich um Spaziergänge oder Sportarten jeder Art handeln. Beispielweise profitieren viele Patienten mit Multipler Sklerose vom Reiten, da die Bewegung auf dem Tier gekoppelt mit dem psychischen Aspekt krampflösend, entspannend und stressreduzierend wirkt. Ein stabiler, funktionierender Bewegungsapparat beugt Schmerzen vor.
Schmerzen entstehen häufig beim Stillstand, durch mangelnde Bewegung funktioniert die Peristaltik des Verdauungstraktes nur eingeschränkt, wodurch es zu Schmerzen kommen kann. Ebenso kann Sport Glückshormone verursachen, die euphorisierend und schmerzlindern wie ein Opiat sein können.
Fazit – Schmerzmittel als vielseitige Helfer, aber besser nicht chronisch
Schmerzmittel unterdrücken körpereigene Botenstoffe, die das Schmerzsignal verursachen. Schmerzen sollten immer als Warnsignal des Körpers verstanden werden, dass etwas nicht stimmt. Daher ist die Ursachenfindung bei chronischem Schmerz wichtig.
Es gibt verschiedene Schmerzmittel, die sich in ihrer Wirkweise alle ein wenig unterscheiden und verschieden angewandt werden können. Kurzfristig können sie Leid und Entzündungen lindern, sollten jedoch niemals längerfristig angewandt werden, da sie Nebenwirkungen zur Folge haben können.
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[su_spoiler title=“Quellenverzeichnis“]
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