Zuletzt aktualisiert am 19. März 2020 um 21:01
Mittlerweile sind sich Forscher sicher: Die Darmflora ist einer der wichtigsten Faktoren bei der Entstehung und dem Verlauf von Autoimmunerkrankungen. Jetzt hat ein internationales Forschungsteam einen Antikörper als möglichen Auslöser für Multiple Sklerose entdeckt. Und der entsteht vermutlich im Darm!
Entsteht Multiple Sklerose im Darm?
Bei Multipler Sklerose wird die Myelinschicht der Nervenzellen abgebaut. Was aber genau zu dem Abbau führt, ist noch immer nicht vollständig erforscht. Vermutet wird, dass es sich um eine Autoimmunreaktion des Körpers handelt. Dabei greifen körpereigenen Abwehrzellen gesunde Zellen des Körpers an und zerstören diese.
Bisher glaubten Forscher, dass Antikörper die Myelinschicht zerstören. Eine aktuelle Studie hat nun aber einen neuen Verdacht: das Enzym GDP-L-Fructose-Synthease, das wahrscheinlich für die Bildung von Myelin notwendig ist. Das Enzym und Autoantigen wird von menschlichen Zellen gebildet. Aber auch Bakterien, die häufig im Mikrobiom von Patienten mit Multipler Sklerose gefunden werden, produzieren es. Spezifische T-Zellen können das Enzym unterdrücken.
Das Forscherteam vermutet, dass bei Multipler Sklerose spezifische T-Zellen fälschlicherweise im Darm aktiviert werden und in das Gehirn wandern. Dort lösen sie eine Entzündungsreaktion aus, sobald sie auf das Enzym treffen. Die GDP-L-Fructose-Synthease wird durch die T-Zellen dann zerstört. Fehlt das Enzym, wird die Myelinschicht beschädigt – es entsteht Multiple Sklerose.
Diese Erkenntnisse konnten die Forscher dank einer Organspende einer Patientin gewinnen, die an Multiple Sklerose verstarb. In ihrem Gehirn wurden während einer Entzündung zahlreiche T-Zellen mit dem Rezeptor für die GDP-L-Fructose-Synthease gefunden. Auch bei Liquorproben von lebenden Patienten mit Multipler Sklerose wurden diese T-Zellen gefunden. Die Rezeptoren passen zu den bereits erwähnten Darmbakterien der Darmflora von Patienten mit Multiple Sklerose.
Vermutlich spielt der Darm somit eine weitaus wichtigere Rolle bei der Entstehung von Multiple Sklerose als bisher angenommen. Die Ergebnisse der Studie könnten die Therapie der Erkrankung verändern. Derzeit wird das gesamte Immunsystem unspezifischen unterdrückt. Bald schon könnte eine zielgerichtete Therapie ohne schwere Nebenwirkungen erforscht werden, bei der pathologische autoreaktiven Immunzellen behandelt werden.
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