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Alles über Stress, was Sie wissen sollten

Geschrieben von:

Martin Auerswald, M.Sc.

Medizinisch überprüft von:

Inhaltsüberblick

Zuletzt aktualisiert am 12. Juni 2019 um 16:06

Unruhige Gedanken, Stechen in der Brust, Schweiß, Zittern, stoßweiser Atem: Wenn die Anforderungen des Alltages auf uns einwirken – Stress – geht jeder Mensch anders damit um. Erfahren Sie hier, was Stress wirklich bedeutet, welche Ursachen und Folgen er hat und wie er zu Autoimmunerkrankungen beitragen kann.

[su_box title=“Stress – Kurze Zusammenfassung“]

  • Stress ist ein ungewohnter Reiz, der Sie aus dem Gleichgewicht (körperlich, seelisch, emotional) bringen kann.
  • Es wird zwischen Eustress („guter“ Stress) und Disstress („schlecht“) unterschieden.
  • Stress ist nicht immer schlecht. Der Umgang damit macht einen Großteil der Auswirkungen auf den Körper aus.
  • Chronischer Disstress ist ein zentrales Gesundheitsproblem, das auf lange Sicht das Risiko für zahlreiche Zivilisationskrankheiten und Autoimmunerkrankungen erhöht.

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Was ist Stress?

Die Definition lautet: „Ein Reiz, der ungewöhnlich hoch ist und Sie sowohl körperlich als auch seelisch aus dem Gleichgewicht bringen kann“. Darin stecken drei wichtige Punkte: Der Reiz ist ungewohnt und tritt plötzlich auf und bringt Sie auf irgendeine Weise aus dem Gleichgewicht.

Beispiele für Stress und warum er heute anders ist als noch vor 10.000 Jahren, besprechen wir gleich.

 Wie läuft eine typische Stressreaktion ab?

1.) Alarm

Ihr Körper nimmt eine Art von Stress wahr. Dieser tritt plötzlich auf (ein hupendes Auto, der Chef erscheint in der Tür.) Der Sympathikus (der Teil des Nervensystems, der auf Überleben trainiert ist), reagiert auf den Stress und aktiviert den nächsten Punkt.

2.) Bereitschaft

Der Sympathikus erhöht den Blutdruck, Puls, schüttet verschiedene Stresshormone zur Energiebereitstellung aus, erhöht unsere Wachsamkeit und spannt die Muskeln an. Schließlich geht der Körper von einer Gefahrensituation aus.

3.) Resistenz

Der Körper ist jetzt auf den Stress vorbereitet, empfängt ihn und geht mit ihm um. So wird die Gefahrensituation normalerweise gemeistert. Die Stressreaktion lässt wieder nach und alles kann wie gewohnt weitergehen.

4.) Erschöpfung

Wenn der Stress, und das ist in unserer heutigen Zeit üblich, chronisch ist und dauerhaft anhält, passiert Folgendes:

Die Nebennierenrinde, eine Drüse, die Stresshormone produziert, hat keine große Ausdauer. Die Produktion von Stresshormonen benötigt sehr viele Nährstoffe, die irgendwann ausgehen. Dann können Sie nicht mehr angemessen reagieren, die Resistenz geht verloren und der Körper geht in einen Erschöpfungszustand über.

Wenn das abends gegen Feierabend oder beim Sport passiert, ist das völlig in Ordnung. Wenn es jedoch ein dauerhafter Zustand ist, ist das ein klares Zeichen dafür, dass Sie an einem Stressproblem leiden.

Nun wissen Sie, wie der Körper auf Stress reagiert und was es bedeuten kann, wenn er chronisch ist.

Aber bevor wir tiefer ins Detail gehen, könnte es Sie interessieren, welche Arten von Stress es gibt.

Welche Arten von Stress gibt es?

Grundsätzlich ist Stress nichts Schlechtes. Wenn ein Reiz Sie kurz aus dem Gleichgewicht bringt, kann das auch etwas Gutes sein. Theoretisch ist die Geburt eines Kindes oder eine liebe Überraschung auch eine Art von Stress. Also ist es nicht angebracht, Stress grundsätzlich als schlecht abzutun. Auf Mythen und Irrtümer bezüglich Stress gehen wir gleich noch ein.

Es gibt drei wichtige Arten von Stress, die wir ansprechen.

Eustress

Das ist Stress, der Sie kurz aus dem Gleichgewicht bringt, Sie längerfristig aber weiter bringt. Das kann eine schöne Herausforderung sein, eine Sporteinheit, Fasten oder ein spannender, öffentlicher Vortrag. Alles Dinge, die Sie in Aufregung geraten oder aus dem Gleichgewicht bringen (weil es ungewohnt ist), Ihnen längerfristig aber viel bringen.

Eustress steht ganz klar dem Disstress gegenüber.

Disstress

Disstress ist der böse Bruder von Eustress: Disstress bringt Sie aus dem Gleichgewicht und bringt Ihnen längerfristig nichts. Es ist genau die Art von Stress, die Ihnen längerfristig schadet und die Sie meiden sollten. Es ist wichtig, zwischen Eustress und Disstress zu unterscheiden.

Ergänzend kommt Hormesis hinzu.

Hormesis

Hormesis ist Disstress, hart und anstrengend, allerdings nur sehr kurz. Längerfristig macht Hormesis Sie resistent gegen große Anforderungen, da nicht nur Ihre Willenskraft wächst, sondern Ihr Körper auch lernt, mit dem Reiz umzugehen.

Konkret ist Hormesis ein Stressor, der von der Natur vorgesehen ist und Ihre Fitness erhöht:

  • Ein Sprinttraining, welches Ihre Energieverwertung verbessert.
  • Kalt duschen, was Sie längerfristig gegen Kälte14 abhärtet.
  • Eine zwei- bis dreitägige Fasteneinheit, die zwar hart ist, Sie jedoch unabhängiger von der Nahrungsaufnahme macht und Ihre Fettverbrennung erhöht.

Stress ist wirklich nicht gleich Stress. Es gibt verschiedene Arten, sie entscheiden jedoch selbst, wie Sie mit dem Stress umgehen.

Der richtige Umgang mit Stress

Während für den einen Menschen 30 Minuten Joggen Spaß macht und ganz natürlich ist, kann es für den anderen die reinste Qual sein. Für den einen ist es also Eustress, für den anderen ganz klar Disstress.

Sie sehen: Nicht die Natur und nicht Ihre Mitmenschen entscheiden, was Eustress und was Disstress ist, sondern Sie selbst! Nur Sie entscheiden, wie Sie mit einem Stressreiz umgehen und ihn annehmen oder nicht. Sie entscheiden, ob er in diesem Moment Eustress oder Disstress ist.

Stressbewältigung zielt nicht nur auf die Reduktion von Stress im Alltag ab, sondern auch auf eine Anpassung der inneren Denkweisen1,7. Denn besonders Stress, der im Alltag unvermeidbar ist, stellt Sie vor die Wahl, wie Sie damit umgehen.

Darauf zielen die folgenden Beiträge über Stress abbauen und Stressbewältigung ab.

Und wissen Sie was? Jeder, absolut jeder Stress, egal wie behindernd oder nervtötend er sein kann, jeder Stress kann Sie mit der richtigen inneren Denkweise irgendwie weiterbringen. In jedem Stress finden sich positive Aspekte, die Sie für sich nutzen können.

Kommen wir nun zu dem Grund, warum unsere Gesellschaft heute vor einem massiven Stressproblem steht.

[su_spoiler title=“Exkurs Biochemie: Welche Arten von Stresshormonen gibt es?“]

Ihr Körper hat verschiedene Stresshormone für verschiedene Aufgaben ersonnen, von denen nur eine Handvoll immer wieder wichtig sind.

Adrenalin

Das typische fight-or-flight Stresshormon: Ein Säbelzahntiger nähert sich Ihnen und Sie haben die Wahl, gegen ihn zu kämpfen (fight) oder wegzurennen (flight). Adrenalin ist das Hormon, das Sie auf eine Überlebenssituation einstellt und Sie mit einem Maximum an Energie, Aufmerksamkeit und Konzentration versorgt. Adrenalin sollte nur kurz gebildet werden, da es auf Dauer zu Erschöpfung führt.

Noradrenalin

Ähnlich wie Adrenalin, aber anders: Noradrenalin ist ein klassisches Hormon für Eustress. Es ist aufregend und ein Stressor, aber Sie gehen in dieser Herausforderung oder Aufgabe völlig auf. Sie sind, wie es so schön heißt, im Tunnel. Im Flow. Sie haben Spaß an der Aufgabe, Sie wachsen an ihr und können diesen Flow längerfristig aufrechterhalten.

Cortisol

Cortisol ist ebenfalls ein Stresshormon, das Sie auf Überleben einstellen soll. Jedoch kein kurzer und bündiger Überlebensreiz wie bei dem nahenden Säbelzahntiger, sondern ein längerer Überlebensreiz: Sie haben seit zwei Tagen nichts mehr gegessen und kaum geschlafen, sind auf Nahrungssuche, brauchen jedoch beständig Energie und Aufmerksamkeit3-4,12. Das ist Cortisol – ständige Alarmbereitschaft und Ursache.

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Stress früher und heute

Unsere Gesellschaft leidet heute ganz klar an einem Stressproblem. Die meisten Menschen klagen über chronischen Stress im Alltag und auf der Arbeit und geben an, mit den Anforderungen des Alltags überlastet zu sein.

Stress steigt

Abbildung. Deutsche geben an, im Alltag und auf der Arbeit überlastet und gestresst zu sein. © Karrierebibel.de

Woran liegt das?

Wie bereits gesagt: Stress ist ursprünglich ein Mechanismus, den Ihr Körper einleitet, um mit Anforderungen klarzukommen, zu wachsen und sich zu verbessern, um zu überleben. Im natürlichen Sinne sollte ein Gleichgewicht zwischen Eustress und Disstress herrschen.

Besonders Disstress sollte immer kurz und bündig sein: Eine Überlebenssituation mit Adrenalin sollte kurz sein, eine Überlebenssituation mit Cortisol sollte nur vorübergehend sein. Ihre Nebenniere hat dann genug Zeit und Ressourcen, um sich zu erholen.

Das Problem heute ist, dass er niemals nur vorübergehend ist, Stress ist immer dauerhaft. Egal, ob es Adrenalin- oder Cortisolstress ist – er hält immer länger an und gibt Ihnen zu wenig Zeit und Raum, um sich zu erholen.

Einige Beispiele:

  • Ihr Wecker geht jeden Morgen viel zu früh und Sie beginnen Ihren Tag verschlafen und nicht ausgeruht.
  • Sie schlafen schlecht und quälen sich mit Kaffee oder Tee durch den Tag.
  • Jeden Tag kommt Ihr Chef mit einer neuen, schwereren und nervigeren Aufgabe.
  • Jeden Tag schreien Ihre Kinder nach Liebe, Aufmerksamkeit und Zeit und Ihr Ehepartner ist auch nicht besser. Gleichzeitig haben Sie viel zu wenig Zeit für sich.
  • Entweder, Sie treiben zu wenig Sport, oder zu viel. Beides ist eine Last für den Körper. Dauerhaft.
  • Jeden Tag essen Sie früh Ihr Nutella-Brötchen zum Frühstück oder die Tiefkühlpizza zum Abendessen. Auch Ernährung ist ein Stressreiz, wenn sie ungesund und dauerhaft ist.

Sie sehen, dass der Stress nicht nur chronisch ist. Das sind ganz andere Arten von Stress, als von der Natur vorgesehen. Es geht nicht mehr um das pure Überleben, es geht um die vielen, vielen nervigen Aspekte des Alltags. Das hat die Natur nicht vorgesehen und Ihr Körper hat nicht viele wirklich gute Mechanismen, um das dauerhaft zu kompensieren.

Und daher ist heute Stress, wie er ist: chronisch, dauerhaft, zu viel. Deswegen erleben wir zivilisierten Menschen nicht nur eine Epidemie an Übergewicht und Autoimmunerkrankungen, sondern auch an Stress.

Trotz der vielen Erklärungen und Definitionen haben auch Sie mit Sicherheit noch einige Vorteile und Mythen über Stress im Kopf. Wollen wir diese kurz aus dem Weg räumen, bevor wir zu den eigentlichen Symptomen, Folgen und Ursachen von Stress kommen?

Mythen über Stress

Mythos 1: Stress ist schlecht

Das hatten wir bereits: Es gibt verschiedene Arten von Stress, nicht jeder Stress ist unbedingt schlecht. Es liegt an Ihnen, wie Sie mit dem Stress umgehen: Ob Sie den Stress willkommen heißen und ihn zum Wachsen und zum Verbessern nutzen oder ob Sie ihn als Disstress erkennen.

Mythos 2: Stress ist vermeidbar

Auch das ist falsch: Stress ist von der Natur zwar vorgesehen, aber nicht in dem Ausmaß und in der Art, wie es in unserer heutigen Gesellschaft der Fall ist. Stress sollte Teil des Alltags und des Lebens sein, aber nicht im Übermaß, nicht chronisch und auch nicht mit einer schlechten mentalen Einstellung.

Mythos 3: Stress bedeutet zu viel Arbeit

Es gibt Menschen, die jede Woche 60 Stunden arbeiten, mit viel Freude bei der Sache sind, und sich davon nicht „stressen lassen“.

Die falsche Arbeit kann ein Stressor sein, zu viel Arbeit kann Stress sein. Das gilt aber nicht pauschal. Wenn Menschen bei ihrer Arbeit Freude empfinden, dabei wenig überlastet sind, kann auch „zu viel Arbeit“ in Ordnung sein.

Mythos 4: Stress geht vorbei

Das ist eine übliche Ausrede, mit der Menschen sich herausreden, um aktiv gegen das Stressproblem vorzugehen. In den meisten Fällen ist Stress nämlich so chronisch, dass er sich nicht von allein wieder in Luft auflösen wird. Wenn die Ursachen bestehen bleiben, sind auch die Symptome immer dauerhaft.

Daher müssen Sie selbst etwas gegen den Stress unternehmen.

Mythos 5: Gegen Stress hilft nur Entspannen

Auch das kommt einer Verblendung gleich: Stress hat immer eine Ursache (zum Beispiel Arbeit, Beziehungen, Ernährung) und Symptome (Stress, Unruhe…). Natürlich sind Entspannungsmechanismen wichtig9, um Ihr Wohlbefinden zu verbessern und dem Körper eine Chance zu geben, zu regenerieren. Auf Dauer nur auf diese Säule zu setzen, ist falsch, denn Sie behandeln nur das Symptom.

Und wie Sie vom Lesen anderer Artikel über Autoimmunerkrankungen vielleicht wissen, müssen Probleme immer an der Ursache angegangen werden, nicht nur an den Symptomen. Nur auf Entspannung setzen, ist nicht zielführend – Sie müssen die Ursache des Disstresses erkennen und beseitigen. Oder Ihre Einstellung ändern.

An dieser Stelle haben Sie bereits mehr über Stress und über sich selbst erfahren als die meisten gestressten Menschen in unserer Gesellschaft. Sie können an dieser Stelle stolz auf sich sein! Sind sie nun bereit, konkret den Stress zu erkennen, wenn er Sie belastet?

Symptome und Folgen von Stress

In welchen Situationen sind Sie gestresst und nehmen es vielleicht nicht wahr? Wann ist Ihnen Stress nicht bewusst? Interessanterweise sind die folgenden Punkte Symptome und Folgen von Stress in einem. So erkennen Sie ihn, längerfristig wird er die Symptome aber noch verschlimmern.

Kopfschmerzen

Kopfschmerzen sind ein Stresssignal im Gehirn. Sie können auf toxischen Chemikalien beruhen, die im Stoffwechsel, besonders im gestressten Stoffwechsel, im Übermaß anfallen. Oder aber Durchblutung und Energieversorgung im Gehirn sind gestört. Das kann der Fall sein, wenn beispielsweise die Muskeln bei chronischem Stress dem Gehirn die Energie abzapfen. Wird gegen ihn nichts unternommen, werden die Kopfschmerzen chronisch und stärker.

Burnout

Für Viele scheint Burnout zu einem Modewort verkommen zu sein, ist jedoch eher ein Symptom unserer gestressten Gesellschaft. Dauerhafter Stress führt zu Erschöpfung, diese Erschöpfung ist irgendwann so stark, dass der komplette Burnout droht.

Dann produziert die Nebennierenrinde kaum noch Stresshormone, der Körper gerät aus dem Gleichgewicht, die innere Uhr leidet, die Stoffwechselleistung sinkt, Depressionen und psychische Erkrankungen nehmen stark zu.

Konzentrationsprobleme

Ähnliche Ursachen wie bei den Kopfschmerzen, jedoch äußert sich das Ganze anders. Es äußert sich als Konzentrationsproblem oder wenn Sie Ihre Konzentration steigern wollen, aber es tut sich nichts. Wenn das chronisch ist, egal ob auf der Arbeit, in der Uni oder im Alltag, ist das ein großes Problem.

Schlafprobleme

Wer chronisch gestresst ist, kann auch nachts nicht gut abschalten. Zum einen muss das Unterbewusstsein nachts viel mehr verarbeiten als normal, das Schlafbedürfnis steigt eher. Gleichzeitig ist das Gehirn aber durch den chronischen Stress auch nachts aktiver und aufmerksamer als sonst.

Die Folge: Sie schlafen unruhiger und regenerieren nicht gut. Zudem wachen Sie früher auf und sind dann nicht ausgeruht.

Ergänzend zu Stressbewältigung und Stress abbauen erfahren Sie hier (gesunder Schlaf) – was Sie noch alles tun können, um erholsamer zu schlafen.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Stresshormone sollen von Natur aus nicht chronisch ausgeschüttet werden, da sie Stoffwechsel und Hormone durcheinanderbringen. Ist ein Stresssignal dauerhaft, drohen Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Besonders Adrenalin sorgt für Bluthochdruck, oxidativen Stress im Stoffwechsel und daran anknüpfende Probleme wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Aber auch das Risiko für Osteoporose, Diabetes und andere Stoffwechselerkrankungen und Zivilisationskrankheiten steigt durch chronischen Stress.

Erschöpfung

Direkte Vorstufe von Burnout. Schon Erschöpfung sollte nicht dauerhaft und ein Signal für Sie sein, dass Sie dringend etwas ändern müssen.

Depression

Dass Stress zu Depressionen führen kann, ist nicht verwunderlich. Ein Körper, der dauerhaft im Überlebenskampf feststeckt, kann sich nicht mehr an den schönen Sachen des Lebens erfreuen, und erst recht nicht fortpflanzen (Lebensfreude, Liebe und Sex).

Autoimmunerkrankungen

Eine zentrale Ursache von Autoimmunerkrankungen ist chronischer Stress. Fast jede Autoimmunerkrankung ist mit einem Zuviel an Stress verbunden, wie Studien belegen. Warum er Autoimmunerkrankungen begünstigt, erfahren Sie gleich.

Unruhe

Ständige Unruhe im Alltag, auf der Arbeit und privat. Sie können sich nur noch schwer entspannen. Sie sind ständig in Alarmbereitschaft, können das Leben nicht mehr so richtig genießen. Unruhe ist eines der am einfachsten zu erkennenden Symptome.

Verspannungen

Wer ständig angespannt ist, also gestresst, der braucht sich nicht wundern, wenn er oder sie an Verspannungen leidet. Kiefer, Nacken und unterer Rücken sind die häufigsten Stellen, die bei chronischem Stress ständig verspannt sind. Hier empfiehlt sich ebenso Stressreduktion.

Dies sind die üblichen Symptome, aber auch die Folgen von Stress. Wenn Sie diese an sich selbst beobachten, vor allem dauerhaft, ist es hilfreich, sich mit Stressreduktion und Stressbewältigung auseinander zu setzen.

Aber woher kommt er? Wo hat er seine Ursprünge?

Ursachen von Stress

Die folgenden Punkte sind ebenso wichtig wie die Symptome und Folgen. Denn wenn Sie  gegen Ihr Stressproblem vorgehen möchten, müssen Sie die Ursachen erkennen. Wo hat er seine Ursprünge und wie können Sie ihn im Keim ersticken?

Leistungsdruck

Egal ob privat, beim Sport, bei anderen Hobbys, oder auf der Arbeit, Leistungsdruck ist nicht für jeden auf Dauer etwas und führt zu chronischem Stress.

Beziehungen

Soziale Beziehungen zu Menschen, die uns wichtig sind und die wir mögen, sind wichtig. Aber Beziehungen mit Menschen, die wir nicht leiden können, die uns eher Energie entziehen und uns auf Dauer stressen, können Gift sein.

Gesundheit

Eine schlechte Gesundheit ist ebenfalls Ursache. Nicht nur, dass der Körper weniger mit Stress klar kommt, sondern eine schlechte Gesundheit ist direkt stressig. Durch eine schlechte Gesundheit, Krankheiten und Übergewicht werden stressige Chemikalien im Körper ausgeschüttet, die ein Stresssignal bedeuten.

Schlechter Schlaf

Gesunder Schlaf ist das wichtigste Werkzeug unseres Körpers, um Stress abzubauen. Ist Schlaf nicht erholsam oder zu kurz, wird Stress nicht abgebaut, sondern steigt13. Wie Sie richtig schlafen und so Ihrer Gesundheit einen riesigen Gefallen tun, erfahren Sie in unserem Beitrag zu gesundem Schlaf.

Sport

Zu wenig Sport ist nicht gut für den Körper – zu viel Sport auch nicht2. Denn Sport ist ein Stresssignal für den Körper, wenn er zu viel, zu lang und zu heftig ist und Ihr Körper zu wenig Zeit hat, sich zu regenerieren.

Permanente Erreichbarkeit

Dies ist vor allem den Smartphones geschuldet: Die Menschen haben das Gefühl, ständig erreichbar sein zu müssen und ständig auf neue Eindrücke, Nachrichten und E-Mails reagieren zu müssen. In den meisten Fällen müssen Sie das nicht!

Termindruck

Wenn Sie zu viele Termine annehmen und weiterhin Probleme damit haben, nein zu sagen, ist auch dieser Termindruck stressig für den Körper. Hier sollten Sie ein wenig Luft herausnehmen.

Schlechte Vereinbarkeit

Beruf und Privatleben sollten miteinander vereinbar sein. Sonst besteht hier ein innerer Konflikt.

Nein!

Besonders viele Frauen, die ein chronisches Stressproblem haben, haben Schwierigkeiten damit, nein zu sagen. Deswegen nehmen Sie zu viel an: zu viele Termine, zu viele Kontakte, zu viele Hobbys, zu viele Aufträge auf der Arbeit. Öfter mal Nein sagen, kann hier für bedeutende Verbesserung sorgen.

Wie begünstigt Stress Autoimmunerkrankungen?

Es lässt sich ein direkter Zusammenhang zwischen Stress und Autoimmunerkrankungen beobachten15, egal, ob sich das auf eine gesamte Gesellschaft oder auf Einzelpersonen bezieht. Wie sind da die Zusammenhänge?

Leaky Gut

Wie Sie im folgenden Übersichtsartikel über den Magen-Darm-Trakt nachlesen können, haben Darmzellen nur eine mittlere Überlebensdauer von vier bis fünf Tagen. Sie müssen sich ständig erneuern, ständig wachsen21.

Das Stresshormon Cortisol hemmt das Wachstum von Darmzellen. Denn der Körper denkt, er sei in einer Überlebenssituation und zieht die Energie dorthin, wo sie für das Überleben gebraucht wird: In die Muskeln, in das Gehirn.

Dazu kommen andere Faktoren wie ungesunde Ernährung, schlechter Schlaf13 und Umweltgifte11, die zu Löchern im Darm (Leaky Gut Syndrom)5 führen können. Wenn das geschieht, ist eine wichtige Barriere zwischen dem Darminneren und Körper verloren gegangen. Krankheitsträger, Giftstoffe und unverdaute Proteine, die nichts im Körper verloren haben, können in den Körper gelangen.

Leaky Gut ist stark mit Autoimmunerkrankungen in Verbindung gebracht worden, da das Immunsystem in einen chronischen Stresszustand versetzt wird.

Nebennierenrinde

Dieser Teil der Nebenniere produziert die Stresshormone, die für stressige Situationen charakteristisch sind. Die Nebennierenrinde hat keine hohe Ausdauer, daher sollte Stress nie chronisch sein. In unserer heutigen Gesellschaft ist es aber leider so: Stress ist immer dauerhaft und sehr intensiv.

Der Nebennierenrinde gehen irgendwann die Nährstoffe aus. Wenn das passiert, ist hormonell ein komplettes Chaos im Körper vorprogrammiert: Hormonelle Dysbalancen stehen mit Autoimmunerkrankungen in Verbindung22.

Blutzucker

Stress führt zu stark schwankenden Blutzuckerspiegeln, die ebenfalls stressig für den Körper sind und Entzündungen im Körper begünstigen. Eine chronische Entzündung im Körper, ausgelöst durch einen schwankenden Blutzuckerspiegel, ist damit auch ein Risikofaktor für Autoimmunerkrankungen10.

Entzündungen

Auf verschiedenen Wegen können Entzündungen zustande kommen: Leaky Gut Syndrom5, Blutzucker, Nebenniere, Infektionen, ungesunde Ernährung10, die Liste geht weiter und weiter.

Autoimmunerkrankungen sind chronische Entzündungen im Körper, mit fehlgeleiteten Immunzellen an der Spitze. Die Behandlung von Autoimmunerkrankungen muss immer auch die Reduktion von Entzündungen aller Art anvisieren. Das Paleo Autoimmunprotokoll zielt beispielsweise darauf ab.

Erst, wenn die Entzündungen kontrolliert werden, kann auch die Autoimmunerkrankung kontrolliert werden. Da Stress aber auch zu Entzündungen im Körper führt, ist eine erfolgreiche Behandlung einer Autoimmunerkrankung nur realistisch, wenn auch das Stressproblem beseitigt wird.

Die Mechanismen, über die Stress zu Autoimmunerkrankungen führen kann, sind übersichtlich und wiederholen sich wieder und wieder. Sie wiederholen sich in diesem Beitrag, wiederholen sich in anderen Beiträgen auf dieser Website und bei jeder Autoimmunerkrankung, die uns bekannt ist.

Der Weg aus der Sackgasse: Stressbewältigung

In den Beiträgen zu Stress abbauen und zu Stressbewältigung erfahren Sie, was Sie aktiv gegen Stress unternehmen können. Er muss erkannt und aktiv beseitigt werden, andernfalls ist keine große Besserung zu erwarten.

Erfahren Sie in diesen Beiträgen, wie Sie ihn angehen können: im Alltag, zuhause, beim Schlafen, auf der Arbeit.

Aber auch in Ihrem Kopf: Es sind Ihre inneren Denkweisen und Ihr Umgang mit Stress, der ihn verstärkt oder beseitigt.

In diesen Beiträgen erfahren Sie daher, wie Sie Ihr Stressproblem aus der Welt schaffen können.

Der heutige Beitrag war wichtig, um stressige Situationen zu erkennen und zu wissen, was Stress wirklich bedeutet.

Fazit – unsere gestresste Gesellschaft

Stress ist ein Zustand oder Geschehnis, das Sie aus dem Gleichgewicht bringt und einen Reiz für Körper und Geist darstellt. Stress muss nicht zwangsläufig etwas Schlechtes sein, es gibt auch guten (Eustress) Stress, an dem Sie wachsen (Hormesis).

Wichtig sind auch Ihre inneren Denkweisen, ob Sie einen Reiz als stressig empfinden oder nicht – Stressbewältigung zeigt Ihnen, wie.

Warum ist Stress heute so verbreitet?

In der freien Natur war er immer kurz und bündig und an das Überleben geknüpft. Heute ist Stress chronisch, untergründig und oft ist es Stress, gegen den Sie nichts unternehmen können. Sie können aber ändern, wie Sie mit diesem Stress umgehen.

Da er weitreichende Folgen haben kann, ist es wichtig, ihn zu erkennen (Symptome und Ursachen), um etwas gegen ihn unternehmen zu können.

Stress ist eine wichtige Ursache für Autoimmunerkrankungen. Wenn Sie also eine Autoimmunerkrankung oder ein chronisches Leiden haben, ist es auch wichtig, etwas gegen das Stressproblem zu unternehmen. Denn Stress als Ursache lässt eine erfolgreiche Behandlung erst zu, wenn er beseitigt wird.

Der wichtigste Faktor dabei sind Sie.

[su_spoiler title=“Quellenverzeichnis“]

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