Zuletzt aktualisiert am 25. November 2022 um 14:07
Gesunder Schlaf ist wichtig für ein gesundes Immunsystem! Wie aber Schlafen bestimmte Immunfunktionen beeinflusst, ist wissenschaftlich noch nicht geklärt. Jetzt haben Forschern der Universität Tübingen und der Universität Lübeck einen neuen Mechanismus entdeckt. Dieser erklärt, wie Schlaf das Immunsystem fördert.
Schlaf versus schlaflos
Für ihre Studie führten die Wissenschaftler ein 24-stündiges Experiment an zehn gesunden Teilnehmern durch. Fünf der Teilnehmer schliefen nachts acht Stunden, die anderen fünf blieben 24 Stunden wach. Während dieser Zeit wurde allen Probanden regelmäßig Blut abgenommen.
Die Forscher fokussierten sich bei ihrer Analyse hauptsächlich auf die Bindungsstärke von T-Zellen, die zur Bekämpfung von Erregern zuständig sind, an das Molekül ICAM-1. Dieses Molekül ermöglicht T-Zellen, sich an andere Zellen anzuheften – was man Adhäsion nennt. Erstautor Stoyan Dimitrov erklärt, weshalb diese Funktion so wichtig ist: „T-Zellen zirkulieren ständig im Blutkreislauf und suchen nach Erregern. Die Adhäsion an andere Zellen erlaubt ihnen dabei, im Körper zu wandern und beispielsweise an infizierte Zellen anzudocken, um sie anschließend zu beseitigen“. Bei Teilnehmern ohne Schlaf zeigte sich, dass die Adhäsionsfähigkeit der T-Zellen deutlich reduziert war.
Für weitere Untersuchung wurde das Plasma der Teilnehmer auf isolierte T-Zellen gegeben. Das Blut der Probanden ohne Schlaf verringerte die Adhäsionsfähigkeit der Zellen. Diese Reaktion konnte die Forscher in einem weiteren Versuch wieder umkehren. Dafür blockierten sie eine bestimmte Rezeptorklasse, die gas-gekoppelten Rezeptoren. Diese benötigen Stresshormone wie Adrenalin und Prostagladin, die auch bei Entzündungen eine Rolle spielen, um zu wirken. Studienleiterin Luciana Besedovsky erklärt: „Dies zeigt, dass bereits bei kurzem Schlafentzug lösliche Stoffe diese Rezeptoren aktivieren und darüber auch die Adhäsion der T-Zellen beeinträchtigen“
Wie wird das Immunsystem bei Erkrankungen unterdrückt?
Das Team konnte außerdem demonstrieren, dass einige Moleküle wie Adrenalin, Adenosin oder Prostaglöandine, die an gas-gekoppelten Rezeptoren binden, die Adhäsionsfähigkeit stark beeinträchtigen, werden sie direkt auf T-Zellen gegeben. Diese Moleküle sind bei verschiedenen krankhaften Situationen im Körper ebenfalls erhöht, beispielsweise bei Krebs oder bei Stress. „Das heißt, dass unsere Befunde auch außerhalb der Schlafforschung klinische Relevanz haben. Sie könnten erklären, warum das Immunsystem bei manchen Erkrankungen unterdrückt ist“, erklärt Dr. Tanja Lange, die ebenfalls an der Studie mitarbeitete.
Studienleiterin Besedovsky fasst zusammen: „Bereits drei Stunden ohne Schlaf sind ausreichend, um die Funktion wichtiger Immunzellen zu reduzieren. Unsere Ergebnisse zeigen einen möglichen, grundlegenden Mechanismus, über den Schlaf uns beim alltäglichen Kampf gegen Infektionen unterstützt.“
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