Zuletzt aktualisiert am 19. März 2020 um 21:01
Bis zu vier Millionen Menschen leiden in Deutschland am Antiphospholipid-Syndrom, 80 % davon sind Frauen und die meisten Betroffenen wissen gar nicht, dass sie betroffen sind. Was dramatisch ist, da das Antiphospholipid-Syndrom das Risiko für Thrombose, Schlaganfall, Herzinfarkt, Lungenembolie und Niereninfarkt stark erhöht. Erfahren Sie hier mehr über die Antiphospholipid-Syndrom Symptome.
Was ist APS?
Das Antiphospholipid-Syndrom (APS) ist in erster Linie eine Autoimmunerkrankung. Bei Autoimmunerkrankungen kommt es zu einer Fehlregulation des Immunsystems, bei der fortan nicht mehr Krankheitserreger, Giftstoffe und tote Zellen, sondern vielmehr körpereigene Zellen angegriffen und beseitigt werden. Überwiegend gesunde Zellen, keine toten.
Beim Antiphospholipid-Syndrom ist es etwas anders: Hier ist kein konkretes Gewebe wie bei Hashimoto Thyreoiditis oder Diabetes Typ 1 das Ziel, sondern Proteine, die Phospholipide transportieren.
Immunzellen bilden Autoantikörper, die diese Proteine als Feind erkennen, sie binden und das Unheil nimmt seinen Lauf. Häufig kommt es dabei gar nicht zur Autoimmunreaktion, denn das Binden der Autoantikörper an die Proteine mit den Phospholipiden hat auch ganz andere Folgen.
Das Antiphospholipid-Syndrom gehört zu den rheumatischen Erkrankungen. Das liegt an den Antiphospholipid-Syndrom Symptomen, die sich oft mit den rheumatischen Erkrankungen decken, und auch an der Häufigkeit der Co-Morbidität, in der es bei rheumatischen Erkrankungen gleichzeitig auch zum Antiphospholipid-Syndrom und andersherum kommt.
Was passiert beim APS?
Immunzellen produzieren also Autoantikörper, die phospholipid-transportierende Proteine binden. Das Tragische ist, dass diese Proteine überall im Körper vorkommen und dann auch überall im Körper Immunreaktionen entstehen können.
Dazu kommt, dass besagte Proteine häufig zu den Gerinnungsproteinen gehören. Damit sind Proteine der Gerinnungskaskade gemeint, die dafür sorgen, dass nach der Verletzung eines Blutgefäßes das Blut an der umliegenden Stelle gerinnt und die Wunde dadurch verschlossen wird.
Was bedeutet das? Wenn Autoantikörper an diese Proteine binden, dann aktivieren sie die Gerinnungskaskade – ganz ohne Wunde. Und das theoretisch jederzeit, im ganzen Körper.
Es entstehen also unkontrolliert Blutgerinnsel im gesamten Körper. Die Folge davon ist ein erhöhtes Risiko der Betroffenen für Schlaganfälle, Herzinfarkt, Thrombosen, Niereninfarkt, Lungenembolie und weitere Probleme.
Das bedeutet einen klaren Einschnitt in die Lebensqualität der Betroffenen und erhöht nachweislich das Sterberisiko durch besagte Herz-Kreislauf-Probleme.
Das Antiphospholipid-Syndrom kann in verschiedenen Formen und verschiedenen Intensitäten auftreten, denen wir uns nun kurz widmen, bevor wir über Antiphospholipid-Syndrom Symptome reden.
Antiphospholipid-Syndrom Formen
Grundsätzlich sollte unterschieden werden zwischen asymptomatischem APS, bei dem Betroffene meist gar nichts mitbekommen, symptomatischem APS, bei dem es zu Thrombosen und bei Frauen zu spontanen Abtreibungen und Fehlgeburten kommt und zum katastrophalen APS, hier tritt die Krankheit nach einer Entbindung oder Operation auf und ist akut lebensgefährlich.
Die drei Formen sind zwar unterschiedlich gefährlich für Betroffene, auf Zellebene passieren jedoch dieselben Dinge.
Erfahren Sie daher im Folgenden, wie Sie Antiphospholipid-Syndrom Symptome erkennen können.
Antiphospholipid-Syndrom Symptome
Wir haben geklärt, was Antiphospholipid-Syndrom ist und was dabei grob passiert. Es kommt zu Thrombosen und Blutgerinnseln, die sich auf verschiedene Weisen im Körper manifestieren können. Im Folgenden finden Sie eine Auflistung der Antiphospholipid-Syndrom Symptome, an denen sich das Antiphospholipid-Syndrom erkennen lässt.
- Wiederholte Fehlgeburten und intrauteriner Fruchttod.
- Thrombosen: Aufeinanderfolgende, unerklärliche Blutgerinnsel, zumeist in den Extremitäten (Beinen).
- Thrombozytopenie (Mangel an Blutplättchen), das wichtigste Symptom der Erkrankung, auf einem Blutbild erkennbar.
- Eher unspezifische Autoimmun-Symptome wie häufiges Fieber, wiederkehrende Infektionen, Hitzewallungen, Muskelschmerzen, Gelenkschmerzen.
- Erhöhtes Risiko für Lungenembolie, Herzinfarkt, Schlaganfall und Niereninfarkt. Dies kommt durch die erhöhte Thrombosegefahr.
- Paradoxe Blutungen und Blutergüsse am ganzen Körper.
- Hautgeschwüre.
- Hautblutungen.
- Mikroinfarkte im Gehirn, die zu Kopfschmerzen, Migräne, Epilepsie, Gleichgewichtsstörungen und Ischämie führen können.
- Neurologische Probleme und Depressionen.
- Konzentrationsmangel und vernebeltes Gehirn.
Die meisten der hier genannten Symptome, wahrscheinlich alle, sind auf die erhöhte Thrombosegefahr und die Blutgerinnsel im Körper zurückzuführen. Am charakteristischsten ist aber auch der Mangel an Blutplättchen (Thrombozytopenie), der von dieser erhöhten Thromboseneigung herrührt.
Je mehr diese oben genannten Symptome bei Ihnen oder einem Ihnen nahestehenden Menschen auftreten, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass es sich hier um APS handeln könnte. Im Zweifelsfall ist man lieber zu vorsichtig als zu unvorsichtig, daher schlage ich vor, dass Sie bei sich selbst einmal diese Symptome vergleichen. Oder könnte es sich vielleicht um etwas anderes handeln?
Etwa zwei bis vier Millionen Menschen leiden in Deutschland am Antiphospholipid-Syndrom, die meisten wissen gar nichts von ihrer Erkrankung. Was daher kommt, dass die Symptome teilweise sehr allgemein sind und auch bei thrombotischen Ereignissen kein Verdacht auf eine Autoimmunerkrankung fällt.
Trotzdem schlagen wir vor, dass Sie vorsichtig sind und die Symptome einmal gut überprüfen.
In dem Fall schlagen wir vor, dass Sie einen kompetenten Arzt (Antiphospholipid-Syndrom Diagnose) aufsuchen.
Was tun, wenn ich APS vermute?
Wenn sich mehrere der genannten Symptome bei Ihnen oder einem Ihnen nahestehenden Menschen mehren, dann rate ich Ihnen, keine Zeit zu verlieren:
- Notieren Sie sich die Symptome in einem Symptomtagebuch, um einem Arzt konkretere Auskünfte geben zu können.
- Je akuter und je schwerwiegender die Symptome, desto dringender sollten Sie einen Arzt aufsuchen.
- Ein Hausarzt kann Ihnen erste Hilfe leisten. Rheumatheologen, Internisten und funktionelle Mediziner haben die beste fachliche Eignung und Diagnostik für das Antiphospholipid-Syndrom und Autoimmunerkrankungen generell.
Mehr zum Antiphospholipid-Syndrom
- Was ist Antiphospholipid-Syndrom? Ein Überblick über eine unterschätzte Autoimmunerkrankung
- Antiphospholipid-Syndrom Ursachen – was steckt dahinter?
- Wie Ihnen eine geeignete Antiphospholipid-Syndrom Ernährung helfen wird
- Antiphospholipid-Syndrom Therapie und wie sie abläuft
- Antiphospholipid-Syndrom Antikörper, die Sie kennen sollten
Fazit – Antiphospholipid-Syndrom Symptome frühzeitig erkennen
Beim Antiphospholipid-Syndrom kommt es zum Autoimmunangriff auf phospholipid-transportierende Proteine. Dadurch wird die Gerinnungskaskade aktiviert, unkontrollierte Thrombosen und Thromboseneigungen sind die Folge.
Je nachdem, wo und wie sich diese Thrombosen im Körper manifestieren, zeigen sich verschiedene Antiphospholipid-Syndrom Symptome. Gemeint ist das wiederholte Auftreten von Thrombosen und Blutgerinnseln, ebenso wie ein Mangel an Blutplättchen (Thrombozytopenie).
Außerdem kommt es zu paradoxen Blutungen im gesamten Körper, Hautproblemen, Hautgeschwüren, Kopfschmerzen, Migräne und Konzentrationsstörungen.
[su_spoiler title=“Quellenverzeichnis“]
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