Diskriminierung von Übergewicht im Gesundheitswesen
Für die Studie interviewten Wissenschaftler der Harvard Medical School und der Boston University 21 Frauen mit Typ-2-Diabetes oder Prädiabetes, die einen Body-Mass-Index (BMI) zwischen 35 und 52 hatten. Das bedeutet, sie sind stark übergewichtig. Alle Frauen hatten zuvor an einem spezialisierten Behandlungsprogramm für Binge-Eating-Störungen (BED) teilgenommen. Außerdem analysierten die Forscher zahlreiche Krankenakten.
BED ist die häufigste Ess-Störung in den USA. Fachleute vermuten, dass BED auch die Deutschland sehr weit verbreitet ist. Meist wird Binge Eating jedoch nicht erkannt und auch nicht behandelt. Es wird geschätzt, dass bis zu 4 Millionen Menschen hierzulande daran leiden, meist Frauen.
Häufiger Diabetes durch Diskriminierung?
Frauen mit Ess-Störungen und hohem BMI erleben nach Auskunft der Studienautoren häufig Diskriminierung aufgrund ihres Gewichts. Frühere Studien haben Gewichtsdiskriminierung bereits mit einer 1,3 höheren Wahrscheinlichkeit in Verbindung gebracht, an Typ-2-Diabetes zu erkranken.
Gewichtsstigma im Gesundheitswesen hat besonders schädliche Folgen. BED-Patienten, wie auch Typ-2-Diabetes-Patienten, haben oft berichtet, dass sie von Angestellten im Gesundheitsbereich und auch Ärzten wegen ihres Gewichts negativ beurteilt werden. Die so verursachten Schamgefühle können im Extremfall dazu führen, dass Patienten auf eine Behandlung verzichten.
Gefühle des Versagens und Scham vermeiden
Die Studienautoren plädieren deshalb dafür, sich bei der Behandlung von Ess-Störungen nicht auf Gewichtsverlust zu konzentrieren. Neben den Interviews mit 21 Frauen analysierten sie 319 Krankenakten von Patienten, die in das intensive ambulante Programm (IOP) in Massachusettes aufgenommen wurden.
Mit gezielten Stichproben sammelten die Wissenschaftler qualitative Daten von Patienten über ihre Wahrnehmung der Gesundheitsversorgung. Die Gesichtsstigmatisierung löste demnach Verlegenheitsgefühle und Gefühle des Versagens aus, während die Patienten sich darum bemühten, Gewicht zu verlieren.
Verschiedene Ansichten über Abnehmen
In einer gewichtsneutralen Umgebung dagegen fühlten sich die Frauen angemessen unterstützt. Das half ihnen, ihre Essgewohnheiten zu kontrollieren. Dementsprechend erlebten sie weniger Binge-Eating-Episoden, weniger Schamgefühle und weniger negative Selbstwahrnehmungen.
Die Forscher stellten allerdings auch fest, dass einige Teilnehmer das fehlende Streben nach Gewichtsverlust als stressig empfanden. Daher sollten die behandelnden Ärzte verstehen, welche Einstellung Patienten zum Abnehmen haben.
Personenzentrierte Betreuung wirksamer als Diätrezepte
Dennoch waren sich die meisten Teilnehmer darin einig, dass ganzheitliche personenzentrierte Betreuung und multidisziplinäre Unterstützung im Rahmen eines gewichtsneutralen Paradigmas als Behandlung effektiver ist als ein einfaches Rezept zur Gewichtsabnahme. Als Nebeneffekt verbesserte dies auch die persönliche Beziehung zwischen Gesundheitspersonal und Patienten. Ein Grund dafür könnte sein, dass sich die Gespräche vor allem um psychische Gesundheit und relevante Verhaltensmuster drehen.
Eine gewichtsneutrale Behandlung kann nach Auskunft der Studienautoren die psychologischen und verhaltensbezogenen Ergebnisse in Bezug auf Binge-Eating verbessern. Allerdings seien Längsschnitt- und quantitative Untersuchungen erforderlich, um diese Ergebnisse zu belegen.
Freie Hand bei Entscheidungen geschätzt
Eines der bemerkenswertesten Ergebnisse dieser Studie war, dass die Teilnehmer ihre Erfahrungen während der gewichtsneutralen Behandlung sehr detailliert beschrieben. Beispielsweise verstärkte das Programm das Gefühl der Selbstwirksamkeit. Außerdem fanden sie das Programm flexibel, was ihnen freie Hand bei ernährungsbezogenen Entscheidungen gab.
Obwohl einige Patienten während des Programms das Binge-Eating-Verhalten reduzierten, zeigten ihre Erfahrungen in diesem Behandlungssetting auch ein nicht-lineares Muster während der Erholungsphase. Da eine Behandlungsepisode das Binge-Eating nicht vollständig beenden kann, besteht ein dringender Bedarf an nachhaltiger Unterstützung der BED-Behandlung und Diättherapie.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass eine Überbetonung der Gewichtsabnahme unbeabsichtigte Auswirkungen haben kann, darunter eine verminderte Selbstversorgung mit Diabetes und eine Verschlechterung der körperlichen und geistigen Gesundheit einiger Patienten. In der Tat könnten gesellschaftliche Einstellungen und Überzeugungen von Patienten, die eine gewichtsneutrale Versorgung erhalten, die Auswirkungen von Gewichtsstigma verbessern oder verschlimmern.
10 % Rabatt auf das gesamte Viktilabs-Sortiment
Natürliche und moderne Nahrungsergänzungsmittel aus Deutschland, die das Beste aus der Natur und der Wissenschaft kombinieren.
10 % Rabatt auf das gesamte Viktilabs-Sortiment
Natürliche und moderne Nahrungsergänzungsmittel aus Deutschland, die das Beste aus der Natur und der Wissenschaft kombinieren.
Protein für starkes Bindegewebe 500g
Protein für starkes Bindegewebe 500g
Mit dem Code: vivavitalstoff
Quelle:
Salvia MG, Ritholz MD, Craigen KLE, Quatromoni PA. Women’s perceptions of weight stigma and experiences of weight-neutral treatment for binge eating disorder: A qualitative study. EClinicalMedicine. 2022 Dec 30;56:101811. doi: 10.1016/j.eclinm.2022.101811. PMID: 36618893; PMCID: PMC9816903. (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/36618893/)