Zuletzt aktualisiert am 14. Dezember 2022 um 16:33
Ein Schritt näher an männlicher Antibabypille
Die aktuelle Studie von Forschern der Monash University in Melbourne wurde bereits peer-reviewed, bevor sie im Wissenschaftsmagazin PLOS ONE veröffentlicht wurde. Bei ihren Untersuchungen fanden die Wissenschaftler heraus, dass der Extrakt von Brennnesselblättern den P2X1-Purinrezeptor hemmen kann. Dabei handelt es sich um eines von zwei Proteinen, die den Spermientransport auslösen.
In Paarungsstudien mit Mäusen verringerte Extrakt von Brennnesselblättern die männliche Fruchtbarkeit um 53 Prozent im Vergleich zu den männlichen Mäusen der Kontrollgruppe, so die leitende Studienautorin Dr. Sab Ventura vom Monash Institute of Pharmaceutical Science.
Dr. Ventura: „Behandelte Mäuse zeigten ein normales Paarungsverhalten. Blase und Hoden wogen bei Mäusen, die mit Brennnesselblätterextrakt behandelt wurden, weniger. Alle anderen Organe und das Gesamtkörpergewicht waren nicht betroffen.“
Orale Einnahme möglich
Die Forschungsgruppe von Dr. Ventura arbeitet bereits länger an der Entwicklung eines hormonfreien männlichen Verhütungsmittels. In früheren Arbeiten haben die Wissenschaftler bereits gezeigt, dass männliche Unfruchtbarkeit genetisch erreicht werden kann, ohne die langfristige Lebensfähigkeit der Spermien oder die sexuelle und allgemeine Gesundheit zu beeinträchtigen.
Das Ergebnis der aktuellen Studie zeigt, dass der Brennsesselextrakt für die männliche Empfängnisverhütung oral eingenommen werden kann. Der nächste Schritt der Forschung besteht nun darin, die bioaktive Komponente im Extrakt zu isolieren oder eine ähnliche alternative Verbindung zu identifizieren. „Einmal isoliert und identifiziert, könnte dies Potenzial als arzneimittelähnliche Leitsubstanz haben“, heißt es in der Studie.
„Mehrheit der Männer bereit“
Bisher bleiben Kondome und Vasektomie die einzigen öffentlich verfügbaren Formen der Empfängnisverhütung für Männer weltweit. Seit der Einführung der Antibabypille im Jahr 1960 lastet die Verhütung einer Schwangerschaft weitgehend und ungleichmäßig auf Frauen.
„Leider ist die Auffassung weit verbreitet, dass Geburtenkontrolle eher ein Frauenproblem als ein Männerproblem ist“, sagte Dr. Ventura bei der Vorstellung der Studie. „Allerdings zeigen Untersuchungen unter der Leitung der Male Contraceptive Initiative, dass die Mehrheit der Männer bereit ist, die Kontrolle über die Empfängnisverhütung zu übernehmen – wir müssen ihnen nur die Möglichkeit dazu geben.“
Quelle:
Eise NT, Simpson JS, Thompson PE, Ventura S. Aqueous extracts of Urtica dioica (stinging nettle) leaf contain a P2-purinoceptor antagonist-Implications for male fertility. PLoS One. 2022 Jul 28;17(7):e0271735. doi: 10.1371/journal.pone.0271735. PMID: 35900970; PMCID: PMC9333203. (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35900970/)