Zuletzt aktualisiert am 21. Januar 2023 um 22:58
Blumen statt Stacheldraht lohnt sich immer
Als Menschen sind wir eine soziale Spezies. Diese Tatsache ist mit viel Frust und sozialem Druck verbunden. Unsere mitmenschlichen Begegnungen sind aber auch durch viele Gefälligkeiten gekennzeichnet. Im Fachjargon der Psychologen werden diese pro-soziale Handlungen genannt.
Darunter versteht man, etwas Gutes zu tun, ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Die freundlichen Gesten sind meistens klein und erfordern vom Geber nur wenig Mühe. Dennoch können sie den Alltag weit mehr versüßen, als wir das gemeinhin annehmen.
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Pro-soziale Handlungen mit Experimenten beurteilt
Zufällige freundliche Handlungen sind leider im Allgemeinen nicht so weit verbreitet, wie man vielleicht erwarten würde. Bedeutet das, dass die meisten von uns ihre Mitmenschen nicht beachten oder wertschätzen? Nicht unbedingt. Eine neue Studie US-amerikanischer Wissenschaftler hat sich damit beschäftigt, warum wir uns nicht häufiger an kleinen pro-sozialen Handlungen beteiligen.
Für die Untersuchung führten die Forscher eine Reihe von Experimenten sowohl im Labor als auch auf dem Feld (in diesem Fall in einem Park) durch, bei denen es um das Geben und Annehmen von Geschenken und die emotionale Reaktion darauf ging.
Erwartungen fast immer daneben
Dabei stellte sich heraus, dass die Erwartungen fast immer daneben lagen. Bei allen Experimenten unterschätzten die Gebenden, wie positiv sich ihre Freundlichkeit bei den Beschenkten auswirkt. Der Grund dafür ist, dass die Geber sich eher auf den Wert der Handlung selbst konzentrieren. Bei kleinen Gefälligkeiten wird der Wert offensichtlich viel zu niedrig eingestuft.
Die Empfänger dagegen sehen den Wert in erster Linie in der menschlichen Wärme der Geste. Fazit: Das Sprichwort „es ist der Gedanke, der zählt“ scheint eines der Klischees zu sein, das ins Schwarze trifft.
Freundlichkeit ist ansteckend
Als Ergebnis dieser Diskrepanz unterschätzen die Geber auch die Folgen ihrer Tat. So übersehen sie, wie sehr sie den Tag eines Empfängers verbessert haben und wie sehr der Empfänger dadurch inspiriert ist, ebenfalls freundlicher zu sein. Freundlichkeit ist offensichtlich ansteckend.
Die Forscher kommen in ihrer Studie zu dem Schluss: „Wir schlagen vor, dass die falsch kalibrierten Erwartungen der Geber wichtig sind, weil sie ein Hindernis dafür schaffen können, sich im Alltag häufiger an pro-sozialen Aktionen zu beteiligen, was dazu führen kann, dass Menschen Gelegenheiten verpassen, sowohl ihr eigenes Wohlbefinden als auch das anderer zu verbessern.“
Freundlichkeit muss demnach keine materiellen Geschenke beinhalten. Zeit und Aufmerksamkeit sind offensichtlich wertvoller als Dinge. Ein aufrichtiges Lächeln oder freundliches Wort kann also den Tag eines Mitmenschen versüßen, auch wenn es kaum Mühe macht.
Quelle:
Kumar A, Epley N. A little good goes an unexpectedly long way: Underestimating the positive impact of kindness on recipients. J Exp Psychol Gen. 2022 Aug 18. doi: 10.1037/xge0001271. Epub ahead of print. PMID: 35980709. (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35980709/)