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Hashimoto Behandlung – Standardtherapie und mögliche Alternativen

Geschrieben von:

Martin Auerswald, M.Sc.

Medizinisch überprüft von:

Inhaltsüberblick

Zuletzt aktualisiert am 29. September 2020 um 23:33

Sie haben also die lange Odyssee durch verschiedene Arztpraxen mit der Diagnose Hashimoto Thyreoiditis beendet. Das ist gut! Nun haben Sie endlich Klarheit über Ihre Lage und wissen, was zu tun ist. Gleichzeitig ist es jedoch auch ein Schock, da Hashimoto eine chronische (und damit lebenslange) Autoimmunerkrankung der Schilddrüse ist. Ohne die richtige Hashimoto Behandlung wird die Lage immer schlimmer. Im schlimmsten Fall kann das mit einer operativen Entfernung der Schilddrüse enden.

Lesen Sie hier über verschiedene Möglichkeiten zur Hashimoto Behandlung, um das zu verhindern.

Hashimoto Behandlung – die Grundlagen

Um zu verstehen, wie eine gute Therapie bei Hashimoto aussieht, ist es zunächst wichtig, die Grundlagen der Krankheit zu wiederholen:

Hashimoto ist eine von zwei bekannten Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse. Immunzellen greifen dabei fälschlicherweise gesunde und körpereigene Schilddrüsenzellen an und zerstören diese. Je nach Schwere der Erkrankung wird die Schilddrüse mehr oder weniger stark in Mitleidenschaft gezogen.

Wird gegen diesen Prozess nichts unternommen, ist der Autoimmunprozess lebenslang und führt zur kompletten Zerstörung der Schilddrüse.

Die Schilddrüse ist eine wichtige endokrine Drüse zur Produktion von Stoffwechselhormonen. Ohne diese Stoffwechselhormone fehlt es dem Betroffenen an Energie – sowohl psychisch als auch metabolisch. Die Hashimoto Symptome sind vielfältig. Mit dem richtigen Wissen kann Hashimoto jedoch einwandfrei diagnostiziert (siehe Hashimoto Diagnose) werden.

Der nächste Schritt ist dann die richtige Hashimoto Behandlung:

Welche Behandlung bei Hashimoto?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten zur Therapie. Jede medizinische Richtung hat ihre eigene Methodik, um Hashimoto zu behandeln. Diese Möglichkeiten stehen Ihnen offen:

Leitlinien Schulmedizin

Wie die klassische schulmedizinische Behandlung bei Hashimoto Thyreoiditis abläuft, werde ich gleich genauer erklären. Ich empfehle, einen endokrinologisch und ganzheitlich orientierten Arzt aufzusuchen und mit einer klassischen schulmedizinischen Behandlung zu beginnen. Wie diese Behandlung abläuft und wie Sie die Behandlung durch gesunde Lebensführung ergänzen können, erfahren Sie gleich.

Homöopathisch

Auch die Homöopathie hat Hashimoto entdeckt und bietet Behandlungsmöglichkeiten mittels verschiedener Globuli und Lösungen an. Jedoch gibt es keinerlei wissenschaftliche Beweise weder für die Wirksamkeit von Homöopathie selbst noch für die Anwendung von homöopathischen Mitteln bei Hashimoto. Ich möchte Ihnen daher von der Homöopathie bei Hashimoto als einzige Behandlung abraten.

Mit der klassischen schulmedizinischen Behandlung oder einer gesunden Lebensführung (im Bestfall mit beidem) können Sie die Homöopathie gerne als Ergänzung heranziehen, wenn Sie von Homöopathie überzeugt sind. Als alleinige Behandlung eignet sie sich nicht.

Naturheilkunde und Funktionelle Medizin

Diese beiden Felder gehen eine chronische Erkrankung wie Hashimoto nicht bei den Symptomen an, sondern bei den Ursachen. Diese Methoden sind meist wissenschaftlich gesichert und durch jahrelange Erfahrung bewährt. Sie sind eine ideale Ergänzung der schulmedizinischen Behandlung.

Wie diese ergänzende Behandlung aussieht, erfahren Sie in diesem Artikel (Hashimoto Ernährung). Bei Hashimoto hat sich eine Fusion aus Schulmedizin und diesen beiden Richtungen sehr gut bewährt.

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Meine Empfehlung: Schulmedizin plus Naturheilkunde/Funktionelle Medizin

Die Schulmedizin eignet sich sehr gut, um die Erkrankung zu überwachen und die Symptome etwas zu lindern.

Naturheilkunde und Funktionelle Medizin eignen sich sehr gut, um die Ursachen der Erkrankung anzugehen, den Autoimmunprozess zu stoppen und die Krankheit somit in Remission zu schicken.

Aus diesem Grund empfehle ich bei den meisten Autoimmunerkrankungen eine enge Zusammenarbeit aus Schulmedizin und Naturmedizin. Nicht nur die Symptome müssen angegangen werden, sondern auch die Ursache der Erkrankung. Nur so kann eine Remission und eine deutliche Steigerung der Lebensqualität erreicht werden.

Das Problem mit alleiniger Behandlung durch Schulmedizin

So wichtig und wertvoll die Schulmedizin bei akuten Problemen wie Infekten, chirurgischen Eingriffen, Tumoren und Knochenbrüchen ist, so schnell kommt sie an ihre Grenzen, wenn es um chronische Erkrankungen geht. Autoimmunerkrankungen sind das beste Beispiel dafür:

Die Schulmedizin kennt Methoden, um die Symptome der Erkrankung zu unterdrücken.  Sie zielt jedoch nicht auf eine Heilung oder eine Remission ab.

In den meisten Fällen werden nur die Symptome unterdrückt, während der Autoimmunprozess andauert.

Bei der Behandlung von Hashimoto nur durch Standardmedikamente kommt es nur in wenigen Fällen zu einer nachhaltigen Besserung der Krankheit. Arzt und Patient sehen der Schilddrüse salopp gesagt beim Untergang zu und das über Jahre hinweg.

Die Schulmedizin kennt jedoch die richtige Diagnostik und die richtigen Methoden, um die Symptome zu unterdrücken. Bei einigen Autoimmunerkrankungen kann das lebensrettend sein.

Bei Hashimoto ist es jedoch nicht der Fall, daher ist hier die Zusammenarbeit aus Schulmedizin und Naturmedizin besonders wichtig.

Wie sieht demnach die klassische Therapie bei Hashimoto aus?

Ablauf der Hashimoto Behandlung

Bei Hashimoto finden sich üblicherweise stark erhöhte TSH-Werte, verringerte fT3-Werte und Antikörper gegen die Schilddrüse. Dazu kommt eine heftige Entzündung und eine Infiltration der Schilddrüse durch Immunzellen.

Mit dem im Hinterkopf sieht die klassische Behandlung bei Hashimoto folgendermaßen aus:

L-Thyroxin

Der Arzt verschreibt zunächst L-Thyroxin. L-Thyroxin ist die künstliche, also synthetische Variante von fT4, einem der Schilddrüsenhormone.

Je nach Gewicht des Patienten und Schwere der Erkrankung sind Dosierungen zwischen 50 und 150 µg der Normalfall. Das Präparat wird nüchtern mit Wasser eingenommen.

Die Verwendung von L-Thyroxin hat zwei Gründe:

  • Die Schilddrüse produziert aufgrund der Erkrankung nicht mehr ausreichend Hormone. Es wird also künstliches Hormon dazugegeben um nachzuhelfen. Auf der anderen Seite muss die Schilddrüse so zusätzlich weniger arbeiten und die Entzündung sollte nachlassen.
  • Die Bildung von fT4 erzeugt im sehr kleinen Maßstab freie Radikale, die einer ohnehin schon entzündeten Schilddrüse weiter schaden können. Eine gesunde Schilddrüse kommt damit klar, eine kranke wie bei Hashimoto weniger.

Daher sinken in der Regel die Entzündungswerte etwas, wenn L-Thyroxin verschrieben wird.

Nehmen Sie daher das Ihnen verschriebene Präparat ein und ergänzen zusätzlich mit 200 µg Selen (Selenomethionin) und 20 mg Zink (Zinkgluconat oder Zinkcitrat) – denn der Körper benötigt Selen und Zink, um aus fT4 das aktive Hormon fT3 bilden zu können.

L-Thyroxin bringt rein gar nichts, wenn nicht zeitgleich Selen und Zink eingenommen werden. Die Erfahrung zeigt, dass die meisten Hashimoto-Patienten einen Mangel an diesen beiden Nährstoffen aufweisen.

Gleichzeitig ist es unheimlich wichtig, unsere Empfehlungen zu Hashimoto Ernährung und gesunder Lebensführung zu berücksichtigen. Denn das ist der entscheidende Punkt: Die Schulmedizin muss mit der Naturmedizin und der Biochemie ergänzt werden.

Andernfalls stehen Ihre Chancen sehr niedrig, die Hashimoto Symptome und die Krankheit ein für alle mal loszuwerden.

Bleiben wir zunächst bei der klassischen Therapie, bevor wir zur Ernährung kommen. Wie geht es nach der Einnahme von L-Thyroxin weiter?

Überwachung der Werte

Der behandelnde Arzt wird Ihre Schilddrüsenwerte (Hormone, Entzündungswerte, Antikörper) engmaschig überwachen. Das heißt, alle vier bis sechs Wochen sollte eine Untersuchung anstehen. Es muss überprüft werden, ob der Entzündungsprozess eingedämmt wird, ob die Schilddrüse wieder besser arbeitet und ob sich der Autoimmunprozess nicht noch weiter ausweitet.

Operative Entfernung der Schilddrüse

Dies kann nötig sein, wenn sich Entzündungen im Körper und Autoimmunprozess immer weiter ausweiten und die Schilddrüse immer weiter zerstören. Ab einem gewissen Punkt oder Zerstörungsgrad und um vorzubeugen, dass sich der Autoimmunprozess auf andere Organe ausweitet, kann dann eine Operation durchgeführt werden.

Dabei wird die Schilddrüse komplett entnommen. Die Folge ist eine zwangsläufige lebenslange Einnahme von künstlichen Schilddrüsenhormonen oder einem Schilddrüsenextrakt. Dieser Schritt kann nötig sein, wenn die Schilddrüse schon zu stark zerstört wurde.

Doch auch hier keine Panik: Der Körper kann ohne Schilddrüse weiterleben, wenn weiterhin Hormone oder Schilddrüsenextrakte eingenommen worden.

Unser Ziel ist es jedoch, dass es nicht so weit kommt. Halten Sie sich also bitte an die vom Arzt verschriebene Medikamente und unsere Ratschläge zur gesunden Lebensführung hier (Hashimoto Ernährung).

Nebenwirkungen der Hashimoto Behandlung

Die klassische Hashimoto Behandlung basiert im Vergleich zu anderen Autoimmunerkrankungen wie zum Beispiel Rheumatoide Arthritis nur auf wenigen Medikamenten.

In den meisten Fällen wird nur L-Thyroxin oder ein Schilddrüsenextrakt verschrieben. Die einzigen Nebenwirkungen, die auftreten können, sind eher eine Verbesserung der Schilddrüsengesundheit. Die Symptome der Schilddrüsenunterfunktion sollten demnach weniger werden, Sie sollten wieder mehr Energie und Lebensfreude verspüren. Ihre Verdauung sollte besser laufen und auch sportliche Leistungen werden steigen.

Beschwerden trotz Hashimoto Behandlung

Beschwerden, die während der Hashimoto Behandlung auftreten können, beziehen sich in der Regel nicht auf die Medikamente. Es kann vorkommen, dass die Medikamente nicht anschlagen und sich der Autoimmunprozess weiter ausweitet und verschlimmert.

Wenn Sie das bemerken, sollte der Arzt unbedingt Bescheid wissen, um Schlimmeres zu verhindern. Wenn die Beschwerden zunehmen und die Symptome stärker werden, ist das kein gutes Zeichen. Dann sollte sofort gehandelt werden, um die Entzündung einzudämmen.

In diesem Fall sollten unbedingt Nährstoffe für die Schilddrüse eingenommen werden. Zudem sollten jodreiche Nahrungsmittel (Fisch, Meeresfrüchte) stark reduziert werden. Mehr dazu hier (Jod bei Hashimoto).

Abnehmen mit Hashimoto Behandlung?

Da die meisten Patienten mit Schilddrüsenproblemen (Unterfunktion oder Hashimoto) an Gewichtszunahme und somit Übergewicht leiden, ist Abnehmen oft das erste Ziel.

Ich kann Ihnen versichern, dass zum Abnehmen noch genug Zeit und Möglichkeiten besteht, wenn die Hashimoto Behandlung erfolgreich verläuft:

Allein mit der gesunden Ernährung und Lebensführung und den geeigneten Nährstoffen für die Schilddrüse ist es sehr wahrscheinlich, dass Sie Gewicht verlieren. Wenn die schulmedizinische Therapie ergänzend dazu anschlägt, sollte das zusätzlich helfen.

Abnehmen wird ganz nebenbei und natürlich vonstattengehen, da bei einer Erhöhung der Schilddrüsenhormone Ihr Körper auch mehr Energie verbraucht. Und das ohne, dass Sie etwas dafür tun müssten.

Um den Regenerationsprozess der Schilddrüse jedoch voll und ganz und zu unterstützen, rate ich in der Anfangsphase der Therapie von exzessivem Sport und Diäten ab. Geben Sie Ihrer Schilddrüse die Nahrungsmittel und Nährstoffe, die sie benötigt, um zu regenerieren. Muten Sie sich nicht zu viel Stress im Alltag zu und die Schilddrüse wird es Ihnen danken.

Sobald die Schilddrüse wieder besser läuft, wird Abnehmen viel einfacher laufen.

Prognose bei Hashimoto

Wenn es Ihnen wie den meisten Patienten geht, werden die Ärzte sagen, dass Hashimoto nicht heilbar ist und ein Leben lang behandelt werden muss.

Und genau das wird passieren, wenn Sie entweder gar nichts gegen Hashimoto unternehmen oder nur der klassischen schulmedizinischen Standardtherapie folgen.

Wenn Sie diese Therapie jedoch mit einer gesünderen Ernährung und Lebensführung sowie Nährstoffen ergänzen, stehen die Chancen sehr gut, dass es Ihnen sehr viel besser gehen wird. Auch eine Remission, also ein komplettes Abklingen der Symptome, ist möglich.

Wie das geht, erfahren Sie im nächsten Artikel zur Nährstofftherapie und Hashimoto Ernährung.

Fazit – die standardisierte Hashimoto Behandlung

Eine schulmedizinische Hashimoto Behandlung sollte auf jeden Fall begonnen werden, um ein Ausweiten der Erkrankung zu verhindern. Diese Therapie wird mit einer gesunden Lebensführung, Ernährung und Nährstofftherapie ergänzt.

Die klassische Therapie beginnt mit einer Einnahme von L-Thyroxin, einer künstlichen Variante des Schilddrüsenhormons fT4. Gleichzeitig wird die Schilddrüse alle vier bis sechs Wochen in einer Routinekontrolle untersucht: Hormone, Entzündungsmarker und Antikörper werden dabei gemessen – sowie Form und Größe der Schilddrüse durch Ultraschall.

Sollten sich Entzündung und Autoimmunprozess weiter ausweiten, sollte Schilddrüse fast komplett zerstört sein und die Chance bestehen, dass sich der Autoimmunprozess auf weitere Organe ausweitet, kann eine operative Entfernung Schilddrüse nötig sein.

Der Mensch kann auch ohne Schilddrüse leben, sofern lebenslänglich Schilddrüsenextrakte oder Hormone eingenommen werden.

Sie erfahren in diesem Artikel (Hashimoto Thyreoiditis) das Wichtigste, was es zum Thema Hashimoto zu wissen gibt. Eine kürzere Version finden Sie hier (Was ist Hashimoto?).

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Bildquelle: Depositphotos © ingridat

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