Zuletzt aktualisiert am 28. November 2022 um 13:38
Neue Hoffnung für Menschen mit atopischer Dermatitis
Atopische Dermatitis, auch als Neurodermitis bekannt, ist die häufigste chronische Hauterkrankung. Für die aktuelle Studie haben die kalifornischen Forscher einen universellen Bakterienstamm der Staphylokokken identifiziert, der in gesunder, menschlicher Haut vorkommt.
„Die Hauptfrage, die wir beantworten wollten, war, ob dies sicher war. Dies war eine Sicherheitsstudie. Wir haben genau das gefunden, was wir uns erhofft hatten. Das Ekzem der Teilnehmer, die die bakterielle Behandlung erhielten, besserte sich und es gab keine unerwünschten Ereignisse“, betonten Dr. Richard Gallo und Professorin Ima Gigli vom Lehrstuhl für Dermatologie an der San Diego School of Medicine.
Für den am 22. Februar 2021 im Wissenschaftsmagazin Nature Medicine veröffentlichten Artikel untersuchte das Forscherteam die Sicherheit und die Mechanismen von bestimmten Bakterien in einer doppelblinden klinischen Phase-1-Studie. Phase-1-Studie bedeutet, diese Bakterien wurden zum ersten Mal an Menschen untersucht. Von den 54 Teilnehmern berichteten zwei Drittel über eine Verbesserung ihrer Symptome. Unter anderem hatten sich die Entzündung und der Juckreiz ihrer Ekzeme verringert.
Für die Studie untersuchten Forscher über 8.000 verschiedene Isolate von Staphylokokken-Bakterien, die von der Haut von Personen ohne Ekzeme stammten. Dabei identifizierten sie einige Stämme von Staphylokokken, die das Wachstum von Staphylococcus aureus hemmten. Dieses pathogene Bakterium verschlimmert die Ekzeme und andere Hauterkrankungen bei Menschen mit atopischer Dermatitis.
Diese in Fragen kommenden Stämme von Staphylokokken wurden anschließend weiter untersucht. Unter anderem stellten die Forscher fest, ob sie die Haut schädigen und die Empfindlichkeit gegenüber Antibiotika erhöhen.
Dieses Screening führte schließlich zu einem einzigen Bakterienstamm namens Staphylococcus hominis A9, der zur Behandlung von Neurodermitis verwendet werden konnte.
„Auf diese Weise haben wir den universellen Stamm gefunden. Dies war einer von 8.000 Stämmen, die in einer Petrischale auf ihre Fähigkeit getestet wurden, Staphylococcus aureus abzutöten und atopische Dermatitis zu behandeln“, sagte Dr. Gallo.
Die ersten Tests wurden mit Tiermodellen durchgeführt. Die Forscher mischten dafür Staphylococcus hominis mit nicht parfümierter Lotion und trugen die Mischung drei Tage lang zweimal täglich auf die Mäuse auf. Durch diese Behandlung wurden die Mäuse im Wesentlichen vom Ekzem geheilt.
Der Erfolg mit diesen Tiermodellen führte zur klinischen Phase-1-Studie, an 54 Menschen mit Ekzemen teilnahmen. Bei zwei von drei Teilnehmern konnte die Behandlung die Besiedelung mit Staphylococcus aureus stark verringern und das Ekzem verbessern.
Co-Autor der Studie, Dr. Donald Leung, Allergologe und Immunologe bei National Jewish Health an der Universität von Kalifornien: „Wir hoffen, dass dies Patienten mit Ekzemen hilft, ihre Haut von den schädlichen Bakterien zu befreien, die die Entzündung verursachen. Zukünftige Studien werden feststellen, ob diese neue Creme über einen längeren Zeitraum verwendet werden kann, um die Schwere von Ekzemen zu verringern und die Lebensqualität der Patienten zu verbessern.“
Gesunde menschliche Haut lebt von Bakterien – im und am menschlichen Körper existieren mehr Mikroorganismen als menschliche Zellen. Die meisten Mikroben leben auf der menschlichen Haut, ohne Schaden zu verursachen. Bei einigen Menschen können bakterielle Krankheitserreger die Gesundheit jedoch negativ beeinflussen.
Laut der National Eczema Association leiden in den USA fast 18 Millionen Menschen an Neurodermitis, einem chronischen, juckenden Ausschlag, der häufig an Armen, Beinen und Wangen auftritt. Die neue Behandlung könnte eine Alternative zu Steroiden bieten und zu Medikamenten, die das Immunsystem beeinflussen.
Quelle:
Nakatsuji, T., Hata, T.R., Tong, Y. et al. Development of a human skin commensal microbe for bacteriotherapy of atopic dermatitis and use in a phase 1 randomized clinical trial. Nat Med (2021). https://doi.org/10.1038/s41591-021-01256-2 (https://www.nature.com/articles/s41591-021-01256-2)