Zuletzt aktualisiert am 19. März 2020 um 21:01
Ist Morbus Crohn heilbar?
Es heißt, Autoimmunerkrankungen wie Morbus Crohn seien unheilbar. An dieser Stelle können wir diese These unterstützen: Ja, Morbus Crohn ist unheilbar – aber nicht immer. Was bedeutet das?
Heilung impliziert zum einen eine völlige Symptomfreiheit (Remission). Aber es bedeutet auch, dass sich der Körper und besonders beschädigtes Gewebe auf den Ausgangszustand regenerieren kann. Bei Autoimmunerkrankungen ist das schwer. Im Laufe der Erkrankung, die oft jahrelange anhält, bleiben Schäden bestehen.
„Heilung“ bei einer viralen Infektion ist machbar für den Körper. Bei chronischen Erkrankungen wie Autoimmunerkrankungen kann diese Aussage nur selten getroffen werden. Nur wenn eine Autoimmunerkrankung im Frühstadium erkannt und erfolgreich behandelt wird, ist Heilung theoretisch möglich.
Remission, völlige Symptomfreiheit, ist möglich und konnte in zahlreichen Studien bereits gezeigt werden. Es ist möglich, die Symptome vollständig zu unterdrücken und die Ursachen zu behandeln. Außerdem kann für sehr lange Zeit, wenn nicht für immer, die Erkrankung in Remission verbleiben. Das ist schwer, aber machbar. Das zeigen wissenschaftliche Studien und die Erfahrung.
Erinnerungszellen erinnern sich an eine Erkrankung
Ein weiterer Grund, warum Autoimmunerkrankungen als unheilbar bezeichnet werden, sind die Erinnerungszellen. Bei Autoimmunerkrankungen treten Antikörper (Abwehrproteine) auf, die auf körpereigene Zellen ansprechen und diese attackieren: Autoantikörper.
Der Körper hält bei Autoimmunerkrankungen körpereigenen Zellen fälschlicherweise für Krankheitserreger. Hat der Körper einmal eine Infektion erlebt und überwunden, bildet er Erinnerungszellen, um die Information des Krankheitserregers zu speichern. Diese können sofort wieder abgerufen werden, sobald eine neue Infektion droht.
Genauso funktionieren Impfstoffe und die Toleranz gegen bestimmte Krankheitserreger. Bei Autoimmunerkrankungen bedeutet das, dass auch in Remission Erinnerungszellen mit Autoantikörpern fortbestehen. Sie können ein Ausbrechen der Erkrankung auch Jahre nach Remission wieder möglich machen.
Erinnerungszellen können bis zu 15 Jahre alt werden. So lange kann sich die Information über die Autoimmunerkrankung erhalten. Auch daher ist es schwer, von „Heilung“ bei Autoimmunerkrankungen zu sprechen. Es ist biologisch gesehen schwer. Praktisch ist Remission für Sie ein realistischeres Ziel als Heilung.
Morbus Crohn – Therapie
Im Folgenden erfahren Sie, wie die übliche schulmedizinische Therapie bei Morbus Crohn aufgebaut ist und abläuft. Im Anschluss erhalten Sie Informationen über Komplementärmedizin – also über Methoden der Ernährung, Nährstofftherapie, Kräutertherapie und Lebensführung – um die Krankheit ergänzend zu behandeln. Zunächst soll es um die schulmedizinische Therapie gehen.
Die Schulmedizin sieht keine Heilung vor, jedoch eine starke Symptomlinderung, Remission und eine Verlängerung der beschwerdefreien Zeit während der Ruhephase. Oftmals wird behauptet, die Ernährung hätte keinen Einfluss auf die Entstehung und den Verlauf der Erkrankung. Wir können Ihnen hier bestätigen, dass dies nicht wahr ist! Die Ernährung hat einen großen Einfluss! Das sehen Sie später noch an zahlreichen wissenschaftlichen Studien, die durchgeführt wurden.
Die schulmedizinische Therapie unterteilt sich in die akute Schubtherapie und Erhaltungstherapie während Ruhephasen:
Akuter Schub
Je nachdem welcher Abschnitt betroffen ist, werden unterschiedliche Medikamente eingesetzt. Sind Dünndarm und der Übergang zum Dickdarm (Ileitis) betroffen, werden andere Medikamente eingesetzt, als wenn Dickdarm (Colitis Crohn), Magen und Speiseröhre betroffen sind:
Ileitis
Entzündungshemmung:
- Gabe von lokalem oder systemischem Kortison.
- Gabe von Mesalazin, wenn der Schub schwächer ausfällt. Mesalazin (5-Amino-Salicylsäure) ist dem Aspirin nicht unähnlich und hemmt die Entzündung. Es kann jedoch dauerhaft die Nieren schädigen.
- Bei starker Entzündung Kortison-Derivate wie Budenosid oder Prednisolon.
Gabe von Azathioprin, 6-Mercaptopurin, Methotrexat (intravenös) oder Biologika: Die TNF-α-Inhibitoren Adalimumab35 (Humira) und Infliximab sowie der α4β7-Integrin-Inhibitor Vedolimumab.
Biologika sind synthetisch hergestellte Antikörper, die die Bildung von entzündungsfördernden Botenstoffen unterdrücken. Sie sind sehr teuer und haben teilweise starke Nebenwirkungen, sind jedoch in ihrer Wirkungsweise sehr effektiv. Sie werden nur gegeben, wenn alle anderen Stricke reißen.
Antidiarrhoika:
Um die Dehydrierung und weitere Schwächung des Körpers durch die zahlreichen Durchfälle zu mindern, wird Loperamid verschrieben.
Die akute Therapie wird üblicherweise durchgeführt, bis die Symptome abklingen. Wie lange ein Schub jeweils dauert, ist schwer absehbar.
Kommentar: Bevor Sie eine Therapie mit Immunsuppressiva starten ist es empfehlenswert, den Impfstatus aufzufrischen. Andernfalls besteht die Gefahr, dass sich latente Krankheitserreger in Ihrem Körper erneut ausbreiten.
Colitis Crohn
Ist auch der Dickdarm betroffen, wird bei schwächerer bis mäßiger Symptomatik Sulfasalazin und Kortison gegeben, bis die Symptome wieder abklingen. Bei stärkerer Symptomatik wird genau wie bei einer Ileitis vorgegangen.
Magen und Speiseröhre
Wenn auch die oberen Bereiche des Magen-Darm-Traktes betroffen sind, müssen andere Medikamente verwendet werden: Kortison und Kortison-Derivate zur Entzündungshemmung sowie Azathioprin (Immunsuppressivum) und Protonenpumpenhemmer.
Erhaltungstherapie
Ziel der Therapie ist es, die beschwerdefreie Zeit so weit wie möglich zu verlängern. Es wird meist auf eine Dauertherapie verzichtet, um das Risiko für Nebenwirkungen gering zu halten.
Bei 30-60 % der Betroffenen bricht die Krankheit im ersten Jahr erneut aus, bei 40-70 % der Betroffenen innerhalb von 2 Jahren. Manche Betroffene können eine jahrelange Ruhephase genießen.
In der Regel wird in der Erhaltungstherapie – wenn überhaupt – niedrig dosiertes Azathioprin, 6-Mercaptopurin und Kortison (nur wenige Wochen am Stück) gegeben. Es wird stark empfohlen, in dieser Zeit auf Rauchen, Alkohol, scharfes Essen und Kaffee zu verzichten.
Operation bei Morbus Crohn
Wenn möglich, wird auf Operationen verzichtet. Nur wenn schwere Komplikationen mit Lebensgefahr bestehen, wird eine Operation durchgeführt und der betroffene Darmabschnitt operativ entfernt. Unbedingt nötig ist dies bei einem Darmverschluss (durch Fisteln, Abszesse und Geschwüre), einem Darmriss oder schweren Darmblutungen.
Lebenserwartung bei Morbus Crohn
Zur Lebenserwartung bei Morbus Crohn kann keine Aussage getroffen werden, da dies stark vom Verlauf und dem Erfolg der Therapie abhängt. Bei guter Therapie und schwacher Symptomatik liegt die Lebenserwartung wie beim Rest der Bevölkerung. Bei schwerer Symptomatik, Unterernährung und Nährstoffmängeln, ist die Lebenserwartung um fünf bis sieben Jahre reduziert.
Morbus Crohn bei Kindern
Wenn Kinder von der Erkrankung betroffen sind, verläuft die Therapie fast genauso wie bei Erwachsenen. Mit dem einzigen Unterschied, dass bei Kindern weitestgehend auf Kortison und andere Glukokortikoide verzichtet wird, um das Wachstum der Kinder nicht zu beeinträchtigen.
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