Zuletzt aktualisiert am 19. März 2020 um 21:02
Hoffen und Bangen vor dem wichtigen Arzttermin. Sie haben einige rheumatoide Arthritis Symptome erkannt, die rheumatoide Arthritis sein könnten. Um dem Verdacht nachzugehen, haben Sie bei einem Arzt einen Termin ausgemacht. Aber wie läuft die rheumatoide Arthritis Diagnose überhaupt ab? Worauf ist zu achten und welche Kriterien sind für den Arzt wichtig? Alles zu rheumatoide Arthritis Diagnose erfahren Sie hier.
Was ist eine Autoimmunerkrankung?
Normalerweise sind Immunzellen dazu da, unseren Körper vor Krankheitserregern (Bakterien, Viren, Schimmelpilze) und Giftstoffen zu beschützen. Außerdem räumen sie tote Zellen aus dem Weg, damit Platz für neue geschaffen wird.
Die Unterscheidung zwischen Freund und Feind ist sehr wichtig. Geht sie verloren, drohen Autoimmunerkrankungen. Dann erkennen Immunzellen körpereigene, gesunde Zellen als Feind an.
Die Bildung von Auto-Antikörpern spielt dabei eine besondere Rolle. Antikörper sind Proteine des Immunsystems, die Feinde und tote Zellen erkennen. Auto-Antikörper jedoch erkennen gesunde und körpereigene Zellen als Feind an und „markieren“ sie. Die Immunzellen können gar nicht anders, als ihr Programm durchzuziehen. Sie greifen das markierte Gewebe an und beschädigen es. Teilweise zerstören sie es sogar ganz.
Was ist rheumatoide Arthritis?
Rheumatoide Arthritis ist eine Autoimmunerkrankung, die sich gegen Zellen der Gelenkinnenhaut richtet. Sie gehört zu den Rheumaerkrankungen, ist jedoch nicht mit Rheuma gleichzusetzen. Rheuma ist lediglich ein Überbegriff für Erkrankungen der Gelenke.
Schätzungsweise 800.000 Menschen sind in Deutschland von rheumatoider Arthritis betroffen, Tendenz steigend. 75 % der Betroffenen sind Frauen, also scheinen die Hormone eine bedeutende Ursache (siehe rheumatoide Arthritis Ursachen) darzustellen.
Im Laufe der Erkrankung kommt es zu einer Entzündung und Autoimmunreaktion in den Gelenken. Die charakteristischen rheumatoide Arthritis Symptome konzentrieren sich daher in erster Linie auf steife, geschwollene und schmerzende Gelenke.
Besonders in der Frühphase sind die Symptome eindeutig. Natürlich müssen sie nicht zwingend eine Autoimmunerkrankung bedeuten, aber Vorsicht ist die Mutter aller Porzellanvasen. Es empfiehlt sich, auf Nummer sicher zu gehen und einen Arzt aufzusuchen.
Welcher Arzt eignet sich dafür am besten?
Wer diagnostiziert rheumatoide Arthritis?
Zwar leiden schätzungsweise zwölf bis 15 Millionen Menschen in Deutschland an Autoimmunerkrankungen, doch vielfältige Symptome erschweren oft die Diagnose. Bei rheumatoide Arthritis ist es da eindeutiger.
Am besten gehen Sie mit Ihren Berichten über die Symptome sowie idealerweise einem Symptom-Tagebuch zu einem Hausarzt, funktionellen Mediziner oder Rheumatologen. Diese Ärzte haben die besten Kenntnisse und Methoden dafür, eine rheumatoide Arthritis, falls vorliegend, zu diagnostizieren.
Sie werden bei einem konkreten Verdacht für die rheumatoide Arthritis Diagnose folgendermaßen vorgehen:
Rheumatoide Arthritis Diagnose
Diagnostikkriterien ACR (2010)
Das American College of Rheumatology (ACR) hat 2010 einen Leitfaden herausgegeben, worauf es bei der Diagnose von rheumatoiden Erkrankungen (also auch rheumatoider Arthritis) ankommt.
Die rheumatoide Arthritis Diagnose teilt sich in vier Stufen auf: Anamnese, manuelle Untersuchung, Blutuntersuchung, bildgebende Verfahren.
Der Arzt wird auf folgende Kriterien achten:
Anamnese
Berichten Sie dem Arzt ausführlich von den Symptomen: Wann die Symptome auftreten, wie stark und an welchen Körperstellen. Bleiben Sie realistisch, versuchen Sie ruhig zu bleiben. Was sehr hilft, ist ein Tagebuch über die Symptome.
Manuelle Untersuchung Kriterien
Morgensteifigkeit: Sind große wie kleine Gelenke morgens direkt nach dem Aufwachen steif und unbeweglich?
Gelenkschwellungen: Lässt sich an mindestens drei Gelenken eine Schwellung feststellen?
Symmetrie: Sind immer beide Seiten gleichermaßen betroffen, rechts und links (also zum Beispiel gleichermaßen rechter und linker Ellenbogen geschwollen)?
Arthritisbefall von Händen und Füßen gleichermaßen?
Druckschmerz an den betroffenen Gelenken?
Rheumaknoten an den großen Gelenken (direkt unter der Haut) feststellbar?
Karpaltunnelsyndrom: Ist ein Engpass-Syndrom an den Handgelenken feststellbar?
Die manuellen Kriterien decken sich mit den typischen Symptomen in der Initialphase der rheumatoiden Arthritis. Wenn der Arzt hier schon einen Verdacht hegt, wird er mit der Blutuntersuchung fortfahren.
Blutuntersuchung und Antikörper
BSG (Blutsenkegeschwindigkeit): Ist der Wert erhöht? In dem Fall liegt eine klare Dysbalance in den Blutzellen vor sowie eine chronische Entzündung.
HS-CRP (Hitze-sensitives C-reaktives Protein): Ein Marker für chronische Entzündungen im Körper. Kann auf eine Infektion, eine Allergie oder auf eine Autoimmunreaktion zurückzuführen sein.
Rheumafaktor: Charakteristische Auto-Antikörper (Sie erinnern sich?), bei rheumatoider Arthritis in größeren Mengen nachweisbar. Nur 60 % aller Betroffenen tragen diesen Antikörper im Blut. Liegt er vor, ist der Befund einer rheumatischen Erkrankung eindeutig.
ANA: Das sind Auto-Antikörper gegen Bestandteile des Zellkerns. ANA sind feststellbar, wenn Zellen vermehrt absterben und Immunzellen sie aus dem Weg räumen. Bei Autoimmunerkrankungen werden sie auch gegen gesunde Zellen gebildet.
Anämie: Begriff für Blutarmut aufgrund eines Mangels an Hämoglobin oder roten Blutkörperchen. Dadurch wird zu wenig Sauerstoff im Blut verteilt und Betroffene klagen über chronische Müdigkeit und Trägheit.
Leukozytose: Liegt ein Ungleichgewicht in den weißen Blutkörperchen vor? Meist ist dieser Wert erniedrigt.
Thrombozytose: Liegt ein Ungleichgewicht in den Blutplättchen vor? Meist ist dieser Wert erniedrigt.
Synovioanalyse (Gelenkflüssigkeit): Mit einer Spritze wird Gelenkflüssigkeit entnommen und analysiert. Ist die Entzündung hier feststellbar?
Zusammen mit der manuellen Untersuchung und der Anamnese gibt das Blut sehr gut Aufschluss darüber, ob rheumatoide Arthritis vorliegt oder nicht. Der Rheumafaktor sagt aus, ob es eine rheumatische Erkrankung ist. Zusammen mit den anderen hier genannten Kriterien wird dann entschieden, welche.
Bis hierher kann der Arzt mit 95 % Sicherheit sagen, ob es wirklich rheumatoide Arthritis ist. Die letzten 5 % Sicherheit geben dann die bildgebenden Verfahren.
Bildgebende Verfahren
- Gelenksonografie (Ultraschall): Ist im Ultraschall eine Entzündung der Gelenkschleimhaut mit charakteristischer Schwellung nachweisbar? Sind umliegende Sehnen und Schleimbeutel entzündet? Bilden sich Zysten?
- MRT: Bilden sich Wassereinlagerungen (Ödem) im Knochenmark in den Knochen direkt bei betroffenen Gelenken? Ist eine Entzündung und Erosion der betroffenen Gelenke feststellbar? Ist eine Wucherung der Gelenkinnenhaut feststellbar?
- Röntgen: Schwellung der Gelenke? Veränderung der Gelenkinnenräume?
- Skelettszintigraphie: Betroffenen wird eine Lösung radioaktiv markierter Diphosphonate gegeben (nicht gefährlich, keine Sorge 🙂 ). Diese werden dann bildlich dargestellt. Hierbei wird die Stoffwechselaktivität der Knorpel und Knochen aufgezeichnet. Betroffene Gelenke weisen eine ungewöhnliche Aufnahmegeschwindigkeit der Diphosphonate auf.
Spätestens nach diesen Methoden ist die rheumatoide Arthritis Diagnose klar gestellt – oder auch nicht.
Zwei Begriffe müssen noch geklärt werden: Seropositiv und seronegativ kommt häufiger vor, wird aber nur selten erklärt.
Was ist seronegative rheumatoide Arthritis?
Sero bezieht sich auf das Blutserum und meint die An- oder Abwesenheit von Auto-Antikörpern. Nicht jede Autoimmunerkrankung ist seropositiv, was bedeutet, dass nicht immer Auto-Antikörper nachweisbar sind. Anhand der anderen Diagnostik-Methoden kann eine Diagnose aber auch ohne Auto-Antikörper getroffen werden.
Bei rheumatoider Arthritis bezieht sich sero auf den Rheumafaktor, also Rheuma-spezifische Auto-Antikörper. Wie gesagt, nur 60 % aller Betroffenen weisen den Rheumafaktor auf, diese Betroffenen sind dann „seropositiv“.
Die anderen 40 % sind seronegativ und weisen keinen Rheumafaktor im Blutserum auf. Anhand der manuellen Untersuchung, anderer Blutwerte und bildgebenden Verfahren kann eine Diagnostik aber trotzdem ein- und ausgeschlossen werden.
Wie geht es danach weiter?
Rheumatoide Arthritis Diagnose – die weiteren Schritte
Nach dem Arztbesuch und der Diagnose sollte klar sein, ob rheumatoide Arthritis vorliegt oder nicht. Beten wir dafür, dass es nicht so ist und eine andere Ursache hinter den Symptomen steckt.
Sollte jedoch bei Ihnen die Diagnose gestellt werden, gilt es keine Zeit zu verlieren: Natürlich muss der Schock erst mal verdaut werden, aber die rheumatoide Arthritis Therapie sowie eine angepasste Ernährung müssen schnellstmöglich begonnen werden.
Denn die Autoimmunreaktion muss um jeden Preis reduziert oder gar ganz gestoppt werden. Die Gelenke werden stark angegriffen und im schlimmsten Fall kann sich der Autoimmunprozess nicht nur auf andere Gelenke ausbreiten, sondern auch auf Organe. Dann wird es lebensgefährlich.
„Hit hard and early“ ist daher die Devise bei der Therapie. Die Schäden an den Gelenken müssen minimiert werden.
Zeit, um den Schock zu verdauen und zu grübeln wird Ihnen noch genug bleiben. Zuerst gilt es, die Therapie einzuleiten und die rheumatoide Arthritis Ernährung einzuleiten. Außerdem sollten Sie sich bestmöglich über diese Krankheit informieren, zum Beispiel durch Lesen dieses Übersichtartikels über rheumatoide Arthritis.
Wie die Krankheit verläuft und wie die Prognose aussieht, können Sie hier (siehe rheumatoide Arthritis Prognose) nachlesen. Aber auch, wenn der Arzt etwas anderes behauptet: Autoimmunerkrankungen sind nicht unheilbar. Sie sind nicht zwangsläufig lebenslänglich und auch nicht zwangsläufig mit der massenhaften Einnahme von Medikamenten verbunden.
Die Kombination aus Ernährung und Lebensführung und bestmöglicher schulmedizinischer Therapie soll sicherstellen, dass Ihre Gelenke nicht noch weiter Schäden nehmen.
Danach ist es wichtig, die Ursachen der Erkrankung bei den Wurzeln zu packen und mit einer speziell für rheumatoide Arthritis ausgelegten Ernährung die Medikamentendosierungen schrittweise zu reduzieren.
Das ist das langfristige Ziel und trotz aller Komplikationen führt für Sie ein Weg dorthin.
Fazit – Rheumatoide Arthritis Diagnose – schrittweise
Was ist rheumatoide Arthritis? Rheumatoide Arthritis ist eine Autoimmunerkrankung der Gelenke. Immunzellen greifen dabei fälschlicherweise körpereigene Zellen an der Gelenkinnenhaut an. Die Folge ist eine massive Entzündung, Schwellung, Knotenbildung und Schmerz der betroffenen Gelenke. In den Spätphasen der Erkrankung verformen sich die Gelenke.
Mittels verschiedener Methoden kann ein Hausarzt, Rheumatologe oder funktioneller Mediziner bei passenden Symptomen eine rheumatoide Arthritis Diagnose treffen.
Auf ein ausführliches Patientengespräch (Anamnese) folgt eine manuelle Untersuchung, Blutuntersuchung und bildgebende Verfahren. Egal, ob die rheumatoide Arthritis nun seropositiv oder seronegativ ist – in den meisten Fällen kann einwandfrei bestätigt werden, ob die Krankheit vorliegt.
Dann ist der nächste Schritt eine schnellstmögliche Therapie sowie Ernährungsumstellung. Dadurch soll die Zerstörung der Gelenke minimiert oder ganz ausgesetzt werden. Mit der angepassten Ernährung sollen zeitgleich die Ursachen der Erkrankung angegangen werden.
Wird nichts unternommen, werden die Betroffenen immer weiter in der Lebensführung eingeschränkt, schlimmstenfalls endet die Krankheit tödlich, wenn sie sich auf innere Organe ausbreitet.
Wird schnell etwas unternommen, werden die Schäden eingedämmt oder sogar der Autoimmunprozess ganz gestoppt. Mit einer Kombination aus guter schulmedizinischer Therapie und gesunder Ernährung ist das möglich.
Weiterführende Informationen über rheumatoide Arthritis:
- Rheumatoide Arthritis – Symptome, Diagnose, Therapie, Ernährung
- Rheumatoide Arthritis Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e.V.
Merkblatt 1.2 „Rheumatoide Arthritis (chronische Polyarthritis)“. 7. Auflage, 2011
- Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh)
„Was ist eine Rheumatoide Arthritis?“ http://mb.dgrh.de/rheumatoidearthritis.html
- Biesalski, H. K., et al., Ernährungsmedizin (2004), Thieme Verlag