Zuletzt aktualisiert am 23. Februar 2023 um 22:36
Eine nicht richtig funktionierende Schilddrüse erhöht das Risiko, Demenz zu entwickeln. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie eines internationalen Teams von Wissenschaftlern. Hypothyreose, Unterfunktion der Schilddrüse, beeinflusst demnach die Gehirnfunktion wesentlich. Die Studienergebnisse basieren auf Daten von 15.686 Teilnehmern in Taiwan.
Besonders hohes Risiko bei Einnahme von Hormonen
Die Studie wurde in Neurology, der medizinischen Fachzeitschrift der American Academy of Neurology, veröffentlicht. Sie konzentrierte sich auf den Zusammenhang von einer Unterfunktion der Schilddrüse mit dem Risiko für Demenz. Demnach ist das Risiko besonders hoch für Menschen, deren Schilddrüse so schlecht funktioniert, dass sie Schilddrüsenhormone einnehmen müssen.
Wenn die Schilddrüse nicht genügend Schilddrüsenhormone produziert, hat dies zahlreiche Auswirkungen im Körper. Zunächst einmal verlangsamt es den gesamten Stoffwechsel. Das führt zu Symptomen wie Müdigkeit, trockene Haut, Gewichtszunahme, geschwollenes Gesicht und Kälteempfindlichkeit.
Risikofaktor Schilddrüse für Demenz beachten
„In einigen Fällen wurden Schilddrüsenerkrankungen mit Demenzsymptomen in Verbindung gebracht, die mit einer Behandlung reversibel sein können“, sagte der Studienautor Dr. Chien-Hsiang Weng von der Brown University in Providence, Rhode Island.
Zwar müssten weitere Studien erst die vorliegenden Ergebnisse bestätigen. Menschen mit Schilddrüsenproblemen sollten aber wissen, dass es sich dabei um einen Risikofaktor für Demenz handelt. Geeignete Therapien könnten einen irreversiblen kognitiven Rückgang jedoch verhindern oder zumindest verlangsamen.
Durchschnittsalter der Teilnehmer 75 Jahre
Für die Studie analysierten die Wissenschaftler die Krankenakten von 7.843 Menschen, bei denen in Taiwan Demenz diagnostiziert wurde. Diese Daten verglichen sie mit der gleichen Anzahl von Menschen, die keine Demenz hatten. Das Durchschnittsalter der Studienteilnehmer betrug 75 Jahre.
Bei der Analyse beachteten die Forscher, welche Teilnehmer eine Vorgeschichte von Hypothyreose oder Hyperthyreose hatte. Hyperthyreose, auch Schilddrüsenüberfunktion genannt, liegt vor, wenn die Schilddrüse zu viel Hormon produziert. Dadurch kann der Stoffwechsel gesteigert werden. Zu den Symptomen gehören unbeabsichtigter Gewichtsverlust, schneller oder unregelmäßiger Herzschlag und Nervosität oder Angst.
Überfunktion hat keinen Einfluss
Die Präfixe hypo- und hyper- sind Gegensätze. Hypo bedeutet niedrig, unter, unten oder unter dem Normalwert. Hyper bedeutet hoch, über, oben oder über dem Normalwert. Insgesamt 102 Personen hatten bei der Studie eine Hypothyreose und 133 eine Hyperthyreose.
Die Forscher fanden keinen Zusammenhang zwischen Hyperthyreose und Demenz. Von den Menschen mit Demenz hatten 68 Menschen oder 0,9 % eine Hypothyreose, verglichen mit 34 Menschen ohne Demenz oder 0,4 %.
Unterfunktion: 80% höheres Risiko für Demenz
Als die Forscher andere Faktoren berücksichtigten, die das Demenzrisiko beeinflussen könnten, wie Geschlecht, Alter, Bluthochdruck und Diabetes, stellten sie fest, dass Menschen über 65 mit Hypothyreose mit 80 % höherer Wahrscheinlichkeit an Demenz erkranken als Menschen im gleichen Alter, die keine Schilddrüsenprobleme haben. Bei Personen unter 65 Jahren war eine Hypothyreose in der Vorgeschichte nicht mit einem erhöhten Demenzrisiko verbunden.
Als die Forscher nur Menschen betrachteten, die Medikamente gegen Hypothyreose einnahmen, stellten sie fest, dass sie dreimal häufiger an Demenz erkrankten als diejenigen, die keine Medikamente einnahmen. „Eine Erklärung dafür könnte sein, dass diese Menschen eher stärkere Symptome einer Hypothyreose haben, wenn eine Behandlung erforderlich war“, sagte Dr. Weng.
Er betonte, dass die Beobachtungsstudie nicht beweise, dass Hypothyreose eine Ursache für Demenz sei; es zeige nur eine Verbindung.
Quelle:
Wieland DR, Wieland JR, Wang H, Chen YH, Lin CH, Wang JJ, Weng CH. Thyroid Disorders and Dementia Risk: A Nationwide Population-Based Case-Control Study. Neurology. 2022 Aug 16;99(7):e679-e687. doi: 10.1212/WNL.0000000000200740. Epub 2022 Jul 6. PMID: 35794019. (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35794019/)