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So wichtig ist die Sonne für Ihre Gesundheit

Geschrieben von:

Martin Auerswald, M.Sc.

Medizinisch überprüft von:

Inhaltsüberblick

Sommer, Sonne, Sonnencreme. So funktioniert es doch, oder? Und auf keinen Fall zu viel in die Sonne, sonst bekommt man Hautkrebs! Wir sagen: Nein! Über die Sonne werden zu viele Mythen und Halbwahrheiten verbreitet. Heute erfahren Sie, warum die Sonne so wichtig für Ihre Gesundheit ist und welche Rolle Hautkrebs und Sonnencreme spielen.

Die Sonne – früher und heute

Die Sonne war schon immer Teil des menschlichen Alltags. Egal, ob man nun in der Arktis oder in der afrikanischen Savanne zu Hause war. Die Sonne bestimmt das Leben auf der Erde und ohne Sonne wäre kein Leben möglich. Die Sonne ist sowohl Kraftspender als auch Ursprung alles Lebens auf der Erde. Das ist Fakt.

Zu 99 % der Menschheitsgeschichte waren die Menschen 24 Stunden am Tag draußen unterwegs. Sie schliefen meist draußen, sie aßen draußen, sie machten alles draußen. Nicht jeder bewohnte eine Höhle und wenn doch, war man nur zum Schlafen dort drin und um seine Notdurft zu verrichten.

Den Rest des Tages waren unsere Vorfahren draußen. Immer. Bei Wind und Wetter, denn von alleine kommt das Essen nicht und von alleine sammeln sich keine Pilze. Die Sonne war also immer akzeptiert und ein Teil des Menschen. Viele altertümliche Götter zeigen, dass die Sonne spirituelle Wirkung auf die Menschen ausübte. In den meisten Religionen ist die Sonne männlich: stark, heiß, unerbittlich.

Vor etwa 6000 bis 8000 Jahren kehrte dann in Europa der Ackerbau ein. Die Menschen wurden sesshaft, bauten Häuser und Getreide an. Sie waren nicht mehr den ganzen Tag, sondern nur noch zum Arbeiten draußen. Wenn es ging, verbrachte man Zeit in den eigenen vier Wänden mit der Familie.

Das war sicher schon ein Rückschritt in Sachen Aufenthalt in der Sonne: Man war nur noch zum Arbeiten draußen. Im späten Mittelalter entwickelte sich das Schönheitsideal, das sich heute noch in Japan und Korea findet: Wer bleich ist, muss nicht arbeiten, ist also reich und wird daher als schön angesehen.

Die Oberschicht begann also, die Sonne zu meiden und sich lieber im Schatten auszuruhen, während andere arbeiten mussten.

Heute ist es anders…

Der Mensch arbeitet heute drinnen, schläft drinnen, verbringt seine Freizeit drinnen. Unser Leben spielt sich nur noch fern der Sonne ab. Fast jeder von uns hat einen Vitamin D Mangel und Bräune ist wieder zum Schönheitsideal, zum Luxus geworden.

Wer braun ist, kann es sich leisten, in den Urlaub zu fliegen oder hat genug Freizeit, um nach draußen zu gehen. Was interessant ist, zumal es hunderte Jahre lang andersherum war.

Die Kultur des Menschen orientiert sich immer irgendwo an der Sonne und änderte sich fortlaufend. Die Sonne ist nämlich immer gleich, steht am Himmel über dem Kopf. Denn so unerbittlich heiß und mächtig sie sein kann, so gesund ist sie auch für uns.

5 Gründe, warum die Sonne so wichtig für unsere Gesundheit ist

Sonnenlicht senkt den Blutdruck

Wenn Sonnenlicht auf die Haut trifft, wird in den vielen Blutgefäßen direkt unter der Haut Stickoxid (NO) freigesetzt. Dieses Gas sorgt dafür, dass die Gefäße sich weiten und der Blutdruck sinkt. Insofern steigert Sonnenlicht die Durchblutung und senkt den Blutdruck. Vergleichbar stark wie ein blutdrucksenkendes Medikament.

Die Sonne ist eine vollständige Lichtquelle

Sonnenlicht enthält alle wichtigen Lichtfrequenzen, die unser Körper von Natur aus kennt und teilweise sogar braucht. Der hohe Blaulichtanteil zum Beispiel ist ein wichtiger Signalgeber für den Körper am Morgen und sinnvoller Teil einer Morgenroutine, um Cortisol zu bilden und um wach zu werden.

Die Sonne reguliert den Tag-Nacht-Rhythmus

Bei vielen chronischen Erkrankungen, auch bei Autoimmunerkrankungen, ist der Tag-Nacht-Rhythmus aus dem Gleichgewicht geraten. Eigentlich regeln Cortisol und Melatonin in einem 12-Stunden-Rhythmus den Körper bei Tag und bei Nacht. Nachts sind andere Stoffwechselprozesse und andere Immunzellen aktiv wie tagsüber. Die Sonne ist ein wichtiger Taktgeber, um die richtige Dosis Cortisol zu bilden und um abends die richtige Dosis Melatonin zu bilden. Ohne Sonne gerät die Chronobiologie oder die innere Uhr schnell aus dem Gleichgewicht.

Sonnenlicht erhöht den körpereigenen Sonnenschutz

Sonnenlicht bedeutet nicht automatisch Hautkrebs. Im Übermaß begünstigt Sonnenlicht Hautkrebs, nämlich dann, wenn sich die Haut verbrennt. Ohne Sonnenbrand ist die Chance jedoch minimal. Es gilt also, die Sonne so lange zu nutzen, wie nötig, ohne sich dabei zu verbrennen. Erst Sonnenbrand erhöht das Risiko für Hautkrebs drastisch.

In Maßen wirkt Sonnenlicht sogar vorbeugend gegen Hautkrebs: Sonne aktiviert die Bildung von Melanin, dem braunen Farbsegment auf der Haut. Melanin ist ein Schutz der Haut vor UV-Licht.

Desinfektion

Sonnenlicht gelangt bis in die Blutbahnen und auch bis in die großen Blutgefäße unter der Haut. Wer schon einmal in einem Biologielabor war, der weiß, dass UV-Strahlung desinfizierend wirkt. Das bedeutet, dass chronische Infektionen im Körper durch Sonnenlicht eingedämmt werden können.

Vitamin D

Wenn die Haut in der Sonne ist und nicht eingecremt wurde, bildet sie Vitamin D (Titandioxid in Sonnencreme blockiert die Bildung von Vitamin D auf der Haut). Vitamin D ist ein zentrales Hormon und Vitamin, das sowohl den Stoffwechsel als auch den Knochenstoffwechsel und das Immunsystem reguliert. Ohne Vitamin D besteht ein höheres Risiko für Krebserkrankungen, Autoimmunerkrankungen  und Stoffwechselerkrankungen. Im Alter übrigens auch für Osteoporose.

In gewissem Maße wirkt Sonnenlicht also vorbeugend vor Krebs.

Die Sonne richtig nutzen – so geht’s!

Die Sonne ist wichtig für den menschlichen Körper, sollte aber richtig genutzt werden, um keinen Hautkrebs zu riskieren.

Versuchen Sie besonders vormittags, in die Sonne zu gehen. Mindestens mit dem Gesicht, um die Hormonachse zu aktivieren, wenn möglich mit möglichst viel Haut.

Je weiter der Sommer fortschreitet, desto vorsichtiger sollten Sie natürlich mit der Sonne sein. Sie sollten sich nicht verbrennen und keinen Sonnenbrand riskieren.

Sie sollten aber auch keinen Vitamin-D-Mangel riskieren. Die Faustregel sollte sein, 20 Minuten mit dem kompletten Körper in die Sonne zu gehen, möglichst noch vormittags und sich dann erst einzucremen. Der Körper sollte genug Zeit und Möglichkeiten haben, Vitamin D zu bilden und damit von den Vorteilen der Sonne zu profitieren.

Im Hochsommer sollten Sie die Mittagssonne von etwa 11.30 Uhr bis 14.30 Uhr meiden, um keinen Sonnenbrand zu riskieren.

Fazit – Sonnen ist wichtig, Sonnen ist gesund, aber nur in Maßen

Zu viel Sonne ist selbstverständlich nicht gut, zu wenig jedoch auch nicht. Die Sonne war schon immer Teil des menschlichen Alltags und ist wichtig für unsere Gesundheit.

Die Sonne sollte also richtig genutzt werden. Sie hat heilende Kräfte, was in jeder Volksmedizin und Naturheilkunde bekannt ist – außer in unserer Schulmedizin, sie warnt ausdrücklich vor der Sonne wegen einem erhöhten Hautkrebsrisiko.

Dass Vitamin-D-Mangel ein ebenso großes Risiko für Krebs ist, wird dabei nicht beachtet.

Nutzen Sie also die Sonne für Ihre Gesundheit, für Ihr Immunsystem und für Ihren Stoffwechsel. Aber bitte mit gesundem Menschenverstand und ohne Sonnenbrand zu riskieren.

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Zuletzt aktualisiert am 23. Januar 2021 um 14:41

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