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Vitamin-D-Mangel erhöht (wahrscheinlich) Demenzrisiko

Geschrieben von:

Kornelia C. Rebel

Medizinisch überprüft von:

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Zuletzt aktualisiert am 21. Januar 2023 um 23:37

Empfehlung: Vitamin-D-Spiegel anheben

Demenz bezeichnet mehrere ähnliche Krankheitsbilder, die durch einen fortschreitenden Rückgang der kognitiven Fähigkeiten wie Gedächtnis und Sprache gekennzeichnet sind. Die fortgeschrittene Alzheimer-Krankheit ist die häufigste Form der Demenz. Je nach Schätzung macht sie etwa 60 bis 70% der diagnostizierten Demenzfälle aus.

Schätzungsweise mindestens fünfzig Millionen Menschen sind weltweit betroffen. Experten schätzen, dass 60% der deutschen Bevölkerung einen Mangel an Vitamin D aufweisen. Mittlerweile ist bekannt, dass der Lebensstil das Risiko, an Demenz zu erkranken, beeinflussen kann. Nicht rauchen, sich bewegen, nahrhafte Lebensmittel essen und gut schlafen sind Faktoren, die Demenz vorbeugen helfen. Zudem wurden verschiedene Diäten entwickelt, unter anderem die MIND-Diät, um das Risiko für Demenz zu verringern. Mit dem Einfluss von Vitamin D befasste sich jetzt die neue Studie.

Labortests messen aktives Vitamin D

Technisch gesehen ist diese Substanz gar kein Vitamin, weil der Körper Vitamin D mit Hilfe von Sonnenlicht synthetisieren kann. Tatsächlich handelt es sich eher um ein Hormon, genauer, einen Hormonvorläufer. Es kommt in mehreren Formen vor, die wichtigsten für uns sind D₃ (Cholecalciferol) und D₂ (Ergocalciferol).

An sich sind diese Formen von Vitamin D biologisch inaktiv, unabhängig davon, ob sie aus der Nahrung oder von Sonnenlichteinwirkung stammen. Sie müssen von der Leber aktiviert werden, wo sie in Calcifediol (für D₃, weiterverarbeitet in den Nieren) oder Ergocalciferol (für D₂) umgewandelt werden. Zusammen werden diese beiden Moleküle als 25(OH)D gemessen, das Maß für das aktive Vitamin D in Ihrem Körper, das Labortests feststellen.

Der Unterschied zwischen D₂ und D₃ ist relativ gering, obwohl D₃ effektiver an die relevanten Rezeptoren zu binden scheint und etwas länger haften bleibt.

Vitamin D wichtig für gesunde Gehirnfunktionen

Der menschliche Stoffwechsel braucht Vitamin D für Hunderte von Prozessen, die alle Organe und Körpergewebe betreffen. Im Gehirn reguliert Vitamin D Entzündungen und neurotrophe Wachstumsfaktoren und kümmert sich um Vasoprotektion und die Beseitigung von Amyloid-Plaques. Allerdings leiden je nach Bevölkerungsgruppe zwischen 5 und 40 % der Menschen an einem Mangel.

Bisher sei es sehr schwierig gewesen, zu untersuchen, was passieren würde, wenn wir Vitamin-D-Mangel verhindern könnten, betonte Dr. Elina Hypponen, leitende Studienautorin und Direktorin des Australian Centre for Precision Health an der University of South Australia, bei der Vorstellung der Studie.

Erste Studie mit robusten genetischen Analysen

„Unsere Studie ist die erste, die die Wirkung sehr niedriger Vitamin-D-Spiegel auf die Risiken von Demenz und Schlaganfall untersucht, indem sie robuste genetische Analysen bei einer großen Population verwendet“, sagte sie.

Für die Studie analysierten Dr. Hypponen und ihre Kollegen Daten von mehr als 294.000 Personen im Alter von 37 bis 73 Jahren aus der UK Biobank. Dabei untersuchten sie speziell den Zusammenhang zwischen Vitamin D und den Risiken von Demenz und Schlaganfall. Etwa 2.400 Personen in der Studie hatten Demenz, während 3.760 einen Schlaganfall erlitten hatten.

Wenige Vitamin D, hohes Risiko für Demenz

Vitamin-D-Mangel war mit einem erhöhten Risiko für Demenz und Schlaganfall verbunden, wobei die stärksten Assoziationen für diejenigen mit Werten unter 25 nmol/l (Nanomol pro Liter) auftraten. In zusätzlichen Analysen, die mögliche Ursachen untersuchten, wurden niedrige Vitamin-D-Spiegel mit Demenz, aber nicht mit einem erhöhten Risiko für Schlaganfall in Verbindung gebracht.

Das Demenzrisiko war für Teilnehmer mit einem niedrigen Vitamin-D-Spiegel von 25 nmol/L um 54% höher als für Teilnehmer mit einem Vitamin-D-Spiegel von 50 nmol/L, was als normaler Vitamin-D-Spiegel angesehen wird. Das Forschungsteam schätzte, dass 17% der Demenzfälle potenziell verhindert werden könnten, indem der Vitamin-D-Spiegel von 25 nmol/l auf 50 nmol/l erhöht würde.

Nahrungsergänzung möglicherweise erforderlich

„In manchen Kontexten, in denen ein Vitamin-D-Mangel relativ häufig vorkommt, haben unsere Ergebnisse wichtige Auswirkungen auf das Demenzrisiko“, sagte Dr. Hypponen. Weitere Untersuchungen sind erforderlich, um den Zusammenhang zwischen niedrigen Vitamin-D-Spiegeln und dem Demenzrisiko zu bestätigen, schrieben die Studienautoren. Obwohl eine Assoziation gefunden wurde, bestätigt dies nicht die Kausalität.

„Demenz ist eine fortschreitende und schwächende Krankheit, die Einzelpersonen und Familien gleichermaßen zerstören kann“, sagte Dr. Hypponen. „Die meisten von uns sind wahrscheinlich in Ordnung, aber für alle, die aus irgendeinem Grund nicht genug Vitamin D von der Sonne erhalten, reichen Änderungen der Ernährung wahrscheinlich nicht aus, und eine Nahrungsergänzung ist möglicherweise erforderlich.“

Quelle:

Navale SS, Mulugeta A, Zhou A, Llewellyn DJ, Hyppönen E. Vitamin D and brain health: an observational and Mendelian randomization study. Am J Clin Nutr. 2022 Apr 22:nqac107. doi: 10.1093/ajcn/nqac107. Epub ahead of print. PMID: 35451454. (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35451454/)

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