Zuletzt aktualisiert am 10. März 2021 um 22:37
Bei Colitis ulcerosa kommt es zu einer chronischen Entzündung des Dickdarms, wie bei Morbus Crohn handelt sich um eine Autoimmunerkrankung. Die Ernährung nimmt großen Einfluss auf die Symptomatik und den Krankheitsverlauf. Doch welche Colitis ulcerosa Ernährung ist optimal und hilft den Betroffenen am meisten?
Colitis ulcerosa – Was passiert im Darm?
Mit der Ernährung sollen bestimmte Probleme im Dickdarm angegangen und verbessert werden. Was ist das Problem bei Colitis ulcerosa und wie kommt es zur Krankheitssymptomatik?
- Es ist eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung, die sich ausschließlich im Dickdarm abspielt. Der Dickdarm ist weniger mit der Nährstoffaufnahme beschäftigt als der Dünndarm, hat aber wichtige Funktionen bei der Aufnahme von Wasser, einigen Salzen, Vitaminen und Botenstoffen aus der Darmflora.
- Die Interaktion mit der Darmflora ist für einen gesunden Körper essentiell, bei Colitis ulcerosa ist diese Kommunikation verloren gegangen. Aktuellen Studien zufolge fehlt es an den Botenstoffen PPAR-γ, Interleukin-9 und Interleukin-10, mit denen sich das Immunsystem auf die ständig wechselnde Darmflora einstellt. Ein Ziel der Colitis ulcerosa Ernährung ist es, diese Botenstoffe vermehrt im Körper zu bilden.
- Die fehlende Interaktion begünstigt eine chronische Entzündung der oberen Dickdarmschleimhaut. Auf der einen Seite wandern Darmbakterien in diese Schleimhaut ein und entzünden sie, gleichzeitig bekämpft das Immunsystem sowohl diese eingewanderten Bakterien als auch die Schleimhaut an sich (Autoimmunreaktion). Dadurch ist die Schleimhaut dünner als bei gesunden Menschen, die Aufnahme bestimmter Stoffe wird erschwert.
Das Ziel einer gesunden Colitis ulcerosa Ernährung
Die Ziele einer gesunden Colitis ulcerosa Ernährung sind:
- Entzündungslinderung im Darm.
- Wiederherstellung einer intakten Schleimhaut.
- Wiederherstellung einer gesunden Darmflora.
- Beseitigung der Infektion der Schleimhaut mit Darmbakterien.
- Linderung der Autoimmunreaktion.
- Wiederherstellung von Gleichgewichten des Immunsystems.
- Beseitigung von Nährstoffmängeln, die durch die Erkrankung entstehen.
- Beseitigung weiterer Colitis ulcerosa Ursachen.
- Dadurch insgesamt Verbesserung der Lebensqualität und Linderung der Colitis ulcerosa Symptome.
Mit einer gesunden Ernährung, die speziell an die Krankheit angepasst wurde, ist dies zu einem guten Teil möglich. Doch ist die Ernährung ausschlaggebend für eine Autoimmunerkrankung?
Kann die Krankheit mit gesunder Ernährung beeinflusst werden?
Von offizieller Seite, der Ärztekammer und in den Massenmedien heißt es, dass die Ernährung keinen Einfluss auf die Erkrankung habe. Wer genauer hinsieht, dem fällt auf, dass in den meisten Fällen betont wird, dass es keine Diät oder Ernährungsform gibt, die der Entstehung der Krankheit effektiv vorbeugt. Dies ist per Definition korrekt.
Was betont wird, dass der Verlauf der Krankheit durch die Ernährung nicht beeinflussbar sei, weder positiv noch negativ. Noch im selben Atemzug folgt, dass die Krankheit allein durch die Genetik bedingt werde.
Dies ist nicht korrekt. Es gibt mittlerweile genug klinische Studien, auch nach Goldstandard (Placebo-Doppelblindkontrolle), die dem widersprechen und die zeigen, dass Ernährung und Nährstofftherapie einen sehr großen Einfluss haben können. Mit einigen Nährstoffen oder Ernährungsformen ist es möglich, ähnlich effektiv wie Medikamente, die Symptome komplett zu unterdrücken (Remission).
Wenn eine gesunde und natürliche Maßnahme wie Ernährung oder Nährstofftherapie zu denselben Ergebnissen wie die Colitis ulcerosa Therapie führt, jedoch ohne Nebenwirkungen und Langzeitschäden, dann sollte diese Intervention erwähnt werden.
Im Folgenden soll es daher um eine gesunde und an Colitis angepasste Ernährung gehen, mit der Sie den Krankheitsverlauf und die Symptomatik positiv beeinflussen können.
Colitis ulcerosa Ernährung – Was hilft bei Colitis?
Wie bereits erwähnt gibt es Ernährungsmaßnahmen, die Betroffenen mit großem Erfolg und lang anhaltender Wirkung helfen können. Diese möchten wir Ihnen vorstellen.
Das Paleo-Autoimmunprotokoll bei Colitis ulcerosa
In einer 2017 durchgeführten Studie bekamen 15 Betroffene der Colitis ulcerosa und Morbus Crohn (langjährige Patienten) für 11 Wochen eine Ernährungsumstellung verschrieben (Konijeti, 2017).
Diese Ernährung ist als das Paleo-Autoimmunprotokoll bekannt. Dies ist eine Abwandlung der Paleo-Ernährung (Steinzeiternährung), die speziell für Autoimmunerkrankte entwickelt wurde. Sie soll nicht nur eine maximale Anzahl an Nährstoffen in den Körper bringen, sondern gleichzeitig Allergene und Reizstoffe, die Darm und Immunsystem reizen, meiden.
Dies ist eine wichtige Grundlage, um Darm und Immunsystem zu beruhigen, Entzündungen zu lindern und die Schleimhaut zu regenerieren. Ausführliche Informationen über das Paleo-Autoimmunprotokoll entnehmen Sie bitte dem hinterlegten Beitrag. Dort finden Sie ebenfalls Listen mit Nahrungsmitteln, die in dieser Ernährungsform wichtig sind oder gemieden werden.
Hier ein paar Rezepte: [su_posts template=“templates/list-loop.php“ posts_per_page=“5″ tax_term=“274″ order=“desc“ orderby=“rand“]
Um auf die genannte klinische Studie zurückzukommen:
Nach 11 Wochen befanden sich 73 % der Versuchsteilnehmer in Remission. 73 % Remission bei Colitis uclerosa sind vergleichbar mit Erfolgen durch Medikamentengaben wie Mesalazin, wenn nicht gar mehr. Zudem ist eine Ernährungsumstellung günstiger und mit weitaus weniger Nebenwirkungen verbunden.
Klinischen Studien zufolge gibt es noch eine weitere Ernährungsform, die sich bei Colitis ulcerosa bewährt hat.
SCD bei Colitis ulcerosa
Eine dem Paleo-Autoimmunprotokoll nicht unähnliche Ernährungsform hat sich ebenfalls bewährt: SCD, was für specific carbohydrate diet (spezifische Kohlenhydrat-Ernährung) steht. Ersten Interventionsstudien zufolge 2-5 ist die SCD ähnlich effektiv wie das Paleo-Autoimmunprotokoll und beide in Kombination könnten noch mehr für Betroffene bereithalten.
Der SCD liegt die Vermeidung bestimmter Oligosaccharide zugrunde. Diese Oligosaccharide sind kurze Zuckerketten auf Fructose-Basis (FODMAP‘s), die der menschliche Körper nicht aufnehmen kann. Jedoch nehmen Darmbakterien diese Zucker auf, vergären und verstoffwechseln sie. Besonders jene Darmbakterien, die sich in der Schleimhaut eingenistet haben, benutzen diese FODMAP‘s als Nahrungsgrundlage, was eine Grundlage für die Entzündung in der Darmschleimhaut darstellt.
Fallen diese FODMAP‘s weg, halten die Darmbakterien sich nicht lange in der Schleimhaut, und die Schleimhaut kann sich erholen. Ebenso verbessert sich die Kommunikation zwischen normaler Darmflora und Immunsystem, und es kommt zu einer gesteigerter Bildung von IL-9, IL-10 und PPAR-γ. Genau das sind die Ziele der Colitis ulcerosa Ernährung.
Diese Ernährungsform ist erst seit wenigen Jahren bekannt und konnte noch nicht im großen Ausmaß untersucht werden. In ersten Studien wurde eine hohe Wirksamkeit belegt, groß angelegte klinische Studien werden in Kürze folgen.
Welche Nahrungsmittel sollten bei der SCD vermieden werden?
- Weizen und andere Getreideprodukte sowie Pseudogetreide.
- Hülsenfrüchte.
- Zucker sowie zuckerhaltige Produkte.
- Honig.
- Steinobst.
- Zitrusfrüchte.
- Verarbeitetes Fleisch.
- Kohl und Zwiebelgewächse.
- Süßstoffe.
- Stärkeersatzprodukte wie Pfeilwurzel, Carob, Tapioka.
- Milchprodukte.
- Instantkaffee und Instanttee.
- Bier.
- Konserven.
Zu Steinobst, Zitrusfrüchten, Kohl und Zwiebelgewächsen sei gesagt, dass es sich im Allgemeinen gesunde Nahrungsmittel hält. Wir empfehlen Ihnen, diese Nahrungsmittel im Zuge der SCD für eine Zeit lang komplett zu vermeiden und zu beobachten, wie sich das auf die Krankheit auswirkt. Erfahrungsgemäß wird die SCD zu einer starken Besserung führen, ebenso wie das Paleo-Autoimmunprotokoll.
Sie können dann gerne testweise geringe Mengen von Steinobst, Zitrusfrüchten, Kohl oder Zwiebelgewächsen konsumieren und beobachten, wie sich das auswirkt. Blähendes Obst und Gemüse kann durch die FODMAP‘s die Colitis ulcerosa Symptome wieder anheizen, in einzelnen Fällen werden sie dennoch in geringen Mengen vertragen.
Im Zweifelsfall lassen Sie die genannten Nahrungsmittel weg, Sie können aber auch erst austesten.
Empfehlenswerte Nahrungsmittel bei Colitis ulcerosa
Im Zuge des Paleo-Autoimmunprotokolls und der SCD sowie in klinischen Studien wurden folgende Nahrungsmittel mit einer Verbesserung der Symptomatik in Verbindung gebracht und sind bei Colitis ulcerosa empfehlenswert:
- Fisch (Wildfang).
- Bio-Fleisch.
- Bio-Eier.
- Fermentierte Nahrungsmittel wie Sauerkraut, Kimchi, Joghurt, Kombucha, Apfelessig.
- Knochenbrühe.
- Grünes Gemüse, besonders Blattgemüse wie Spinat, Feldsalat, Löwenzahn und Wildkräuter.
- Beeren, besonders Blaubeeren und Aroniabeeren.
- Fernöstliche Gewürze wie Ingwer, Kardamom, Fenchelsamen und Kurkuma.
- Pilze und Heilpilze sowie ihre Extrakte (Reishi Extrakt, Löwenmähne Extrakt)
- Cranberrys.
- Granatäpfel.
Nicht empfehlenswerte Nahrungsmittel bei Colitis ulcerosa
Diese Nahrungsmittel wurden mit einer Verschlechterung der Symptomatik in Verbindung gebracht und es empfiehlt sich, diese für eine Zeit lang aus der Ernährung zu streichen, um zu beobachten, ob sich die Symptome verbessern.
(Diese Ratschläge stimmen größtenteils mit der SCD überein):
- Glutenhaltiges Getreide.
- Zucker.
- Fruchtsäfte.
- Fast Food.
- Salz – auch salzreiches Essen wie Wurst und salziger Käse.
- Hülsenfrüchte.
- Alkohol.
- Milchprodukte.
- Honig.
- Zitrusfrüchte und Steinobst.
- Zwiebelgewächse und Kohl.
Ausführliche Informationen zu den erwähnten Ernährungsformen finden Sie außerdem im Übersichtsartikel Colitis ulcerosa.
Kohlenhydrate oder Fett – Was ist besser bei Colitis ulcerosa?
Hier scheiden sich die Geister, ob eine kohlenhydratreiche oder kohlenhydratarme Ernährung für Betroffene der Colitis ulcerosa besser ist. Die Erfahrung und die Wissenschaft haben gezeigt, dass es nicht in erster Linie um die Makronährstoffverteilung geht, sondern um die Lebensmittel selbst. Es ist empfehlenswert, gesunde und natürliche Lebensmittels zur Grundlage der Ernährung zu machen, und sich weniger auf die Makronährstoffe zu fixieren.
In zweiter Linie ist es eine gute Faustregel, auf ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Fetten und Kohlenhydrate zu achten. Weder das eine noch das andere Extrem scheint längerfristig gut zu helfen – ein ausgewogenes Verhältnis bildet eine Grundlage.
Sie können gerne ausprobieren und experimentieren, mit welchen Makronährstoffen es Ihnen am besten geht. Wir empfehlen Ihnen, zunächst auf die empfohlenen Maßnahmen zu setzen und danach die Makronährstoffe zu modulieren.
Naturheilkunde bei Colitis ulcerosa
Mit Naturheilkunde sind in dem Feld Nährstofftherapie, Kräutertherapie und weitere Maßnahmen wie Akupunktur, Klangtherapie, Aromatherapie und Massagen gemeint. Die Naturheilkunde wird immer besser erforscht und ist besonders bei chronisch-entzündlichen Erkrankungen eine gelungene und wirkungsvolle Ergänzung.
Im Übersichtsartikel Colitis ulcerosa finden Sie wertvolle Informationen über Kräutertherapie und Nährstofftherapie bei Colitis ulcerosa. So viel können wir Ihnen jetzt schon verraten:
Einige Kräuter und Nährstoffe bzw. Nahrungsergänzungsmittel wie Weihrauchextrakt, Curcumin oder fettlösliche Vitamine und Vitamin D, haben sich in klein angelegten wissenschaftlichen Studien als sehr wirkungsvoll herausgestellt. Pilz-Extrakte wie Reishi Extrakt und Löwenmähne Extrakt beruhigen das Immunsystem und helfen bei der Regeneration der Darmwand.
Sie stellen eine gute Ergänzung zur Colitis ulcerosa Therapie und einer gesunden Colitis ulcerosa Ernährung dar. Weitere Informationen entnehmen Sie bitte dem Übersichtsartikel.
Zusammenfassung – Colitis ulcerosa Ernährung
Entgegen häufiger Meinung hat die Ernährung bei Colitis ulcerosa einen unterschätzten Einfluss auf den Krankheitsverlauf und die Symptomatik. Die Ernährung liefert die Grundlage für das Immunsystem, einen gesunden Darm und einen gesunden Stoffwechsel.
Auf viele Nahrungsmittel reagieren Betroffene allergisch oder sensibel, andere Nahrungsmittel scheinen zu helfen und die Entzündungen zu lindern.
In kürzlich durchgeführten klinischen Studien wurden das Paleo-Autoimmunprotokoll und die SCD als wirkungsvolle Ernährungsmaßnahmen bestätigt.
Bitte beachten Sie: Jede Erkrankung ist individuell und keine Regeln sind verallgemeinerbar. Die Ratschläge, die wir hier teilen, sind aus der Praxis und aus wissenschaftlichen Studien, haben jedoch keinen allgemeingültigen Charakter. Am Ende reagiert jeder Körper auf bestimmte Nahrungsmittel (und Medikamente) anders, jedoch können wir Ihnen hier Mut zusprechen: Mit einer gesunden Ernährung ist es möglich, den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen.
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Wie sind Ihre Erfahrungen bei Colitis ulcerosa? Was hat Ihnen bisher geholfen, was weniger? Wir würden uns über Ihren Kommentar freuen!
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