Zuletzt aktualisiert am 19. März 2020 um 21:00
Was ist Gluten?
Der pflanzliche Stoff Gluten wird aufgrund seiner umstrittenen Auswirkungen auf den Organismus regelmäßig diskutiert. Bei Menschen mit einer Unverträglichkeit löst Gluten teils starke Symptome auf. Auch legen einige Unternehmen Wert auf glutenfreie Produkte, um eine gesunde Ernährung für Menschen mit Glutenunverträglichkeit zu ermöglichen.
Beim Gluten handelt es sich um ein Speichereiweiß (Klebereiweiß), welches sich im Getreide befindet. Besonders stark glutenhaltig ist Weizen, aber auch Roggen, Gerste und Dinkel enthalten das Problemprotein. Durch das Klebereiweiß lässt sich die typische Konsistenz der Teige erreichen – Weizenmehl vermischt mit Wasser wird zäh, lässt sich kneten, ziehen und ist klebrig. Dadurch lassen sich wunderbar „fluffige“ Gebäckstücke herstellen.
Obwohl Gluten dem Brot, den Brötchen und dem Kuchen die Leichtigkeit und lockere Konsistenz verleiht, kann das Klebereiweiß menschlichen im Organismus Schäden anrichten. Grund dafür ist die reaktive Natur des Proteins sowie die heute immer seltener vorkommende Verwendung von Natursauerteig. Rund 1 % der Menschen in Deutschland vertragen kein Gluten [1] und viele wissen es nicht.
Typische Zöliakie Symptome im Überblick
Die Zöliakie Symptome äußern sich sehr unterschiedlich, wodurch die Diagnostik erschwert wird. Grundsätzlich lassen sich die Symptome nach spezifischen und unspezifischen Symptomen unterteilen, aber auch nach der Form der Zöliakie. Wichtige Hinweise liefern die strikte Meidung von Gluten und eine dadurch zu beobachtende Besserung der Symptome.
Die meisten Patienten weisen keine oder nur wenige Symptome über Jahre hinweg auf. Oft sind die Symptome auch nur unscheinbar, weswegen die Betroffenen keine Sorge haben und den leichten Anzeichen nicht auf den Grund gehen. Dies ist grundsätzlich schädlich, da die Glutenunverträglichkeit die Funktionalität des Darms beeinflusst und einschränkt.
Typische Beschwerden: Das sind die spezifischen Zöliakie Symptome
Die spezifischen Symptome der Zöliakie betreffen unmittelbar den Verdauungstrakt und äußern sich in allen Bereichen auf dem Weg der Nahrungsverarbeitung.
Allgemeine Symptome
- Appetitlosigkeit: Die Patienten haben seltener Hunger und verspüren leichte Übelkeit. Das Symptom kann zu einer ungewollten Gewichtsabnahme führen.
- Erbrechen: Manchmal reagiert der Organismus besonders stark auf glutenhaltige Nahrung. Der Patient muss den Mageninhalt erbrechen.
Symptome im Mundraum
- Flecken an den Zähnen, sogenannte Schmelzdefekte. Die Flecken können weiß, braun und gelb sein – trotz regelmäßiger Zahnpflege
- Mundfäule ist ebenso ein häufiges Symptom. Obwohl die Betroffenen regelmäßig und gründlich Zähne putzen und Mundwasser nehmen, werden sie von einem unangenehmen Geruch geplagt
- Lackzunge, auch atrophische Glossitis genannt: Ein Phänomen, welches aufgrund von Vitamin B12 Mangel auftritt
- Mundgeschwüre, die sehr schmerzhaft sein können
Symptome der (End)Verdauung
- Durchfall
- Blähungen
- Obstipation (Verstopfung)
- Fettiger, großvolumiger, klebriger Stuhl mit einem starken, massiv unangenehmen Gestank
Unspezifische Zöliakie Symptome
Obwohl die Glutenunverträglichkeit in erster Linie den Magen-Darm-Trakt beeinträchtigt, kommt es zu allgemeinen Symptomen. Vor allem, wenn keine typischen Anzeichen zum Vorschein kommen, liegt der Verdacht auf Zöliakie fern.
Nur wenige Menschen bringen sehr allgemeine Symptome mit ihrer Ernährung in Verbindung. Vor allem durch die Tatsache bedingt, dass Gluten in sehr unterschiedlichen Lebensmitteln enthalten ist, werden die Parallelen häufig nicht gezogen. Für viele Menschen sind diese Symptome tägliche Begleiter und können medizinisch auf diverse Auslöser zurückgeführt werden.
- Müdigkeit
- Abgeschlagenheit
- Depressive Verstimmungen
- Osteoporose
- Gelenkschmerzen
- Kopfschmerzen
- Unruhe
- Anämie (Blutarmut)
- Infektanfälligkeit
- Hautprobleme
Mangelernährung: Häufiges Zöliakie Symptom
Die Aufnahme von diversen Nährstoffen (z. B. Vitaminen und Spurenelementen) findet im Darm statt. Durch die entzündlichen Prozesse, welche mit der Glutenunverträglichkeit einhergehen, vermindert sich die Absorptionsfähigkeit der Darmschleimhaut. Sofern der Patient mit Zöliakie die Aufnahme von Gluten nicht drastisch reduziert, besteht eine Entzündung im Darm.
Auf der Darmschleimhaut befinden sich Zotten. Diese dienen dazu, Nährstoffe aus dem Nahrungsbrei aufzunehmen. Die Darmzotten verkümmern durch den Einfluss der Entzündung, welche von Gluten verursacht wird. Je länger der Organismus von der chronischen Entzündung betroffen ist, desto geringer ist die Aufnahmefähigkeit der Nährstoffe.
Nach einiger Zeit kommt es dazu, dass die Zellen der Darmwand absterben und die Zotten verkümmern. Je schlechter die Zotten ausgebildet sind, desto weniger Vitamine und andere Nährstoffe können aufgenommen werden. Dadurch kommt es nach und nach zu einer Mangelernährung, obwohl augenscheinlich ausreichend gegessen wird.
Begleiterkrankungen von Zöliakie
Manchmal können nicht nur Symptome, sondern auch Erkrankungen auf die Zöliakie hinweisen. Mehrere Krankheiten treten besonders häufig zusammen mit der Glutenunverträglichkeit auf. Dazu gehören:
- Psoriasis (Schuppenflechte) [2]
- Lupus Erythematodes
- Diabetes Typ 1 [3]
- Neurodermitis (entzündliche Hauterkrankung) [4]
- Hashimoto (autoimmune Schilddrüsenerkrankung) [5]
Besteht die Erkrankung unerkannt über einen längeren Zeitraum, wird der Organismus stark geschädigt. Bei Frauen können eine Unfruchtbarkeit oder Fehlgeburten auftreten. Auch steigt das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken.
Zöliakie bei Kindern – Erste Symptome nach dem Verzehr bestimmter Nahrungsmittel
Häufig treten die ersten Zöliakie Symptome nach der ersten glutenhaltigen Nahrung bei Kindern auf, zum Beispiel mit dem ersten Brei oder mit Gläschen. Die Kinder leiden schlagartig an Blähungen, voluminösem Stuhl, Durchfall und zeigen eindeutige Symptome von Unwohlsein. Sollten Sie die Anzeichen erkennen, muss eine Zöliakie ausgeschlossen werden.
Symptomfreies Leben ist möglich
Auch wenn Sie an einer Glutenunverträglichkeit leiden, können Sie vor allem bei einer frühzeitigen Diagnose ein Leben ohne Symptome führen. Dazu bedarf es einer richtigen Ernährung. Wer an Zöliakie leidet, sollte Gluten in der Nahrung konsequent vermeiden. Mit dem Einhalten einer glutenfreien Ernährung geht die Entzündung im Darm vollständig zurück.
Gluten befindet sich in vielen Lebensmitteln. Anders, als viele Menschen vermuten, ist Getreide nicht die einzige Quelle für das Klebereiweiß. Auch andere Lebensmittel können versteckt Gluten beinhalten und Zöliakie Symptome auslösen.
Nachfolgende Nahrungsmittel sollten bei Zöliakie gemieden werden:
Getreide
Getreide wie Weizen, Dinkel, Roggen, Grünkern, Couscous, Bulgur oder Seitan sollten strikt gemieden werden. Weichen Sie stattdessen auf Mais, Reis, Buchweizen (kein Getreide), Hirse, Quinoa oder Amaranth aus. Auch Soja eignet sich für eine glutenfreie Ernährungsweise.
Produkte, die Gluten beinhalten können
Viele verarbeitete Lebensmittel, wie zum Beispiel Schokolade, Kuchen, Knabbereien, Soßen, Fertigsuppen, Chips und süße Getränke enthalten in Spuren Weizenprodukte oder Gluten-Verunreinigungen.
Achten Sie genau auf die Inhaltsstoffe oder verwenden Sie Produkte mit dem Siegel „glutenfrei“. Ebenso sollten Sie Gerichte bevorzugen, die reich an Vitaminen und Spurenelementen sind. Wenn Sie an weiteren Allergien und Unverträglichkeiten leiden, können Sie Ihrem Organismus mit hochwertigen Nahrungsergänzungen helfen.
Fazit – Zöliakie Symptome im Blick
Die Zöliakie Symptome können von allgemein zu spezifisch gehen und fallen individuell aus. Durch Beobachten und dem Auslassen glutenhaltiger Nahrungsmittel kann der Schluss auf eine Glutenunverträglichkeit gemacht werden. Ein Gastroenterologe oder funktioneller Arzt unterstützt Sie bei einer möglichen Diagnose.
Weitere Informationen über Zöliakie und anderen Themen rund um Gluten entnehmen Sie bitte den in diesem Beitrag hinterlegten Artikeln.
Wie sind Ihre Erfahrungen mit Zöliakie Symptomen? Würden Sie gerne etwas ergänzen? Wir freuen uns auf Ihren Kommentar!
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Quellenverzeichnis
[1] Laass, Martin W.; Schmitz, Roma; Uhlig, Holm H.; Zimmer, Klaus-Peter; Thamm, Michael; Koletzko, Sibylle (2015): Zöliakieprävalenz bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland. In: Dtsch Arztebl International 112 (33-34), S. 553–560. DOI: 10.3238/arztebl.2015.0553.
[2] Bhatia, Bhavnit K.; Millsop, Jillian W.; Debbaneh, Maya; Koo, John; Linos, Eleni; Liao, Wilson (2014): Diet and Psoriasis: Part 2. Celiac Disease and Role of a Gluten-Free Diet. In: Journal of the American Academy of Dermatology 71 (2), S. 350–358. DOI: 10.1016/j.jaad.2014.03.017.
[3] Bhadada, Sanjay Kumar; Kochhar, Rakesh; Bhansali, Anil; Dutta, Usha; Kumar, Padala R.; Poornachandra, Kuchhangi S. et al. (2011): Prevalence and clinical profile of celiac disease in type 1 diabetes mellitus in north India. In: Journal of gastroenterology and hepatology 26 (2), S. 378–381. DOI: 10.1111/j.1440-1746.2010.06508.x.
[4] Ress, Krista; Annus, Triine; Putnik, Urve; Luts, Katrin; Uibo, Raivo; Uibo, Oivi (2014): Celiac disease in children with atopic dermatitis. In: Pediatric dermatology 31 (4), S. 483–488. DOI: 10.1111/pde.12372.
[5] Tuhan, Hale; Isik, Sakine; Abaci, Ayhan; Simsek, Erdem; Anik, Ahmet; Anal, Ozden; Bober, Ece (2016): Celiac disease in children and adolescents with Hashimoto Thyroiditis. In: Turk pediatri arsivi 51 (2), S. 100–105. DOI: 10.5152/TurkPediatriArs.2016.3566.
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